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Nachgefragt bei Karl-Heinz Kürbis

Mangelhafte Breitbandversorgung

Karl-Heinz Kürbis
Ehemaliger Geschäftsführer der  
dibkom GmbH, Staßfurt
Karl-Heinz Kürbis Ehemaliger Geschäftsführer der dibkom GmbH, Staßfurt

Tatsache ist, dass der Breitbandausbau in unserer Nation nicht den Vorstellungen der Nutzer sowie der Industrie entspricht. Es gibt verschiedene Gründe dafür. Einer davon ist der zunehmende Mangel an Fachkräften für die Errichtung und Wartung dieser Technik. Auf der Fachtagung unterhielten wir uns darüber mit Karl-Heinz Kürbis, ehemaliger Geschäftsführer der dibkom GmbH, Staßfurt.

»de«: Vor 20 Jahren hat die Deutsche Telekom (DTAG, damals Deutsche Bundespost) noch selbst Fachkräfte ausgebildet – heute nicht mehr. Im Zuge der technischen Weiterentwicklung wäre es dringend notwendig, dass die DTAG – als Haupt­anbieter der Breitbandkommunikation – wieder ausbildet, wie sehen Sie das?

K.-H. Kürbis: Damals dominierte noch die analoge Welt und die Ausbildung von Fernmeldetechnikern gehörte zum Selbstverständnis des Unternehmens. Inzwischen ist nicht nur der Übergang in die digitale Welt erfolgt, sondern es haben sich auch die ­Einstellungen zu den Betriebsabläufen aus ­ökonomischen Gründen geändert. Für die ­Erledigung eines Großteils von Aufgaben ­werden nämlich immer mehr Dienstleister als Subunternehmer beauftragt, so dass die Deutsche Telekom ­keinen unmittelbaren ­Bedarf mehr für eigene Ausbildung sieht. Dies gilt in vergleichbarer Weise auch für andere Anbieter von Breitbandkommunikations­netzen und unterläuft alle Qualitätsversprechen solcher Anbieter. Auch wenn diese nicht selber ausbilden wollen oder können, müssten sie jedoch ihren Subunternehmern Anforderungen an die Quali­fikation der Fachkräfte vorgeben und deren Einhaltung auch durch geeignete Maßnahmen sicherstellen.

»de«: Prof. Dr. Schwarzenau hat auf der ­Tagung im Mai 2014 vorgeschlagen, die Studienfächer in der Kommunikations­technik anzupassen. Welche Themen ­würden Sie als wichtig erachten?

K.-H. Kürbis: Es gibt durchaus klare Vorstellungen über die Ausrichtung dieser Ausbildung. Dabei muss der Schwerpunkt auf allen relevanten digitalen Verfahren liegen, also leistungsfähige Quellencodierungen für Audio- und Videosignale, bestmögliche Kanal­codierungen und effiziente Modulationsverfahren. Dazu gehören aber auch Kenntnisse über vollständige Übertragungssysteme und zwar hinsichtlich der Leistungsmerkmale, der Betriebsparameter, der Fehlersuche und der Messtechnik.

»de«: Gibt es heute schon einen Plan, wie man die Studienausbildung in Richtung Breitbandkommunikation ausrichten möchte?

K.-H. Kürbis: Es gilt sicherlich zuerst einmal, unter Berücksichtigung aller Betroffenen, ein Ausbildungskonzept zu erstellen und darauf basierend erste Pilotprojekte durchzuführen. Bei diesen können dann auch noch Optimierungen der Struktur und Inhalte erfolgen.

»de«: Haben Sie schon Handwerkskammern und Innungen in dieser Angelegenheit angesprochen?

K.-H. Kürbis: Es gibt bei allen geplanten Maßnahmen selbstverständlich die Einbindung der zuständigen Handwerkskammern und Innungen. Diese sind schließlich auch von der Fachkräfteproblematik betroffen und haben bei Ausbildungsgängen entsprechende Zuständigkeiten.

»de«: Wie haben diese Einrichtungen sich dazu geäußert?

K.-H. Kürbis: Die Handwerkskammern und Innungen sind grundsätzlich positiv eingestellt. Es wird allerdings der Bedarf gesehen, die weiteren Vorgehensweisen noch genauer abzuklären.

»de«: Was sind die Aufgaben des Breitbandbüros des Bundes?

K.-H. Kürbis: Das Breitbandbüro des Bundes bietet ab sofort ein erweitertes Angebot an vielfältigen Qualifizierungsmaßnahmen zum erfolgreichen Breitbandausbau an. Mit dem neuen und breiter gefächerten Veranstaltungsangebot steht nun ein noch größeres Spektrum an Themen rund um das Thema Breitbanderschließung interessierten Teilnehmern zur Verfügung. Die einzelnen Workshop-Angebote richten sich jeweils an unterschiedliche Zielgruppen und adressieren je nach Veranstaltung sowohl Einsteiger, als auch erfahrene Mitarbeiter.

»de«: Besten Dank Herr Kürbis, für dieses Gespräch.

Über den Autor
Autorenbild
Dipl.-Ing (FH) Sigurd Schobert

Redaktion »de«

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