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Ein Blick in die Geschichte

90 Jahre Fachinfor­mationen für das Elektrohandwerk

Mit der Erschließung und Nutzbarmachung der Elektrizität entsteht Mitte des 19. Jahrhunderts ein neuer Wirtschaftszweig, die Elektrowirtschaft. Im Gefolge der internationalen »Electricitäts-Ausstellung« 1882 in München bildet sich in Deutschland ein selbständiges Elektrohandwerk. 1902 wird schließlich in Frankfurt am Main der »Verband der elektrotechnischen ­Installationsfirmen in Deutschland« gegründet (VEI).

Unter seinem legendären Gründungsvorsitzenden Georg Montanus setzt sich der Verband von Anbeginn an für ein eigenständiges Elektrohandwerk und eine klar definierte Arbeitsteilung mit den Elektrizitätswerken ein. Die Elektrizitätswerke sollten ausschließlich für die Stromversorgung zuständig sein, die elektrische Installation in den Haushalten hingegen dem Elektrohandwerk überlassen.

1920 beschließt der Verband die »Grundsätze für die Zulassung von Installateuren zur Ausführung von Anschlussanlagen an Elektrizitätswerken«. Unter anderem wird hier »der Nachweis der Meisterprüfung im Installationsfach für elektrische Anlagen« als Zulassungsvoraussetzung für Installa­tionsbetriebe festgelegt. Dieser sogenannte Meistervorbehalt gilt im Elektrohandwerk bis heute.

1923: Gründung der Fachzeitschrift

Titelseite einer Ausgabe der VEI aus dem Jahr 1923
Titelseite einer Ausgabe der VEI aus dem Jahr 1923
In der Folge der »Zulassungsverordnung« bildet­ sich die erwähnte Arbeitsteilung zwischen Stromversorgern und Elektroinstallateuren heraus. Dies führt zu einem starken Wachstum der Elektrohandwerksbranche und zu einer stärkeren Professionalisierung und Aufgliederung des Verbandes. So entsteht die Notwendigkeit einer regelmäßig erscheinenden Fachzeitschrift, die mehr bieten soll als ein reines Mitteilungsblatt.

Am 1. Januar 1923 ist es schließlich so weit: unter dem Titel »VEI – Zeitschrift des Verbands deutscher Elektro-Installationsfirmen e.  V« erscheint die erste Ausgabe der neuen Fachzeitschrift (Bild 1, in der Bildergalerie: 90 Jahre »de« – Titelbilder findet sich eine Auswahl von Titelbildern der letzten 90 Jahre). Der Verband fungierte dabei als Herausgeber und Verleger. »Der Verband musste sich bei seiner Grösse und Bedeutung ein eigenes unabhängiges Nachrichtenblatt für seine Mitarbeiter schaffen.« So begründet der damalige Verbandssekretär Hans Buchwald 1924 im Rückblick das »Wagnis«, ausgerechnet im wirtschaftlich schwierigen Jahr 1923, im Jahr der galoppierenden Hyperinflation (als innerhalb eines Jahres der Dollarkurs von 6700 Mark auf 8 Billionen Mark anstieg), eine neue Zeitschrift aus der Taufe zu heben. Die Inflation bekommen auch die Bezieher der Zeitschrift zu spüren: Schon im August 1923 beträgt der Bezugspreis monatlich 50.000 Mark.

Dass die Fachzeitschrift »de« bei einem Gründungsjahr 1923 erst 2016 ihren 90. Geburtstag begeht, liegt übrigens darin begründet, dass die Zeitschrift in den Wirren der Nachkriegszeit drei Jahre pausieren musste (Details hierzu folgen weiter unten.)

Von der Hyperinflation bis zum Dritten Reich

Bild 1: Bereits 1925 beschäftigt man sich mit dem Thema Elektromobilität
Bild 1: Bereits 1925 beschäftigt man sich mit dem Thema Elektromobilität
Schon rasch nach der Gründung wird die Fachzeitschrift zum unentbehrlichen Informationsblatt der Branche. Bereits 1924 beträgt die Auflage 9000 Exemplare. Die Erscheinungsweise ist zunächst wöchentlich. Im Herbst 1923 muss man aus wirtschaftlichen Gründen allerdings vorübergehend auf einen 14-täglichen Rhythmus umstellen. Nach Überwindung der Hyperinflation kehrt man jedoch bald wieder zur wöchentlichen Erscheinungsweise zurück. Diese enge Taktung kann die Zeitschrift bis in die Anfänge des 2. Weltkrieges beibehalten.

Inhalt der Zeitschrift sind technische Themen, wie klassische Elektroinstallation, Beleuchtung, elektrotechnische Normen, aber auch betriebswirtschaftliche Themen, wie Mitarbeitergewinnung, Kundenwerbung, Betriebsmanagement.

Ein wichtiges und brandneues Thema ist in den 20er Jahren die Rundfunktechnik. So gibt es unter dem Titel »Radio – der deutsche Rundfunk« 1924 eine mehrteilige Artikelserie zur technischen Funktionsweise dieser neuen Technologie. Auch dem Thema Licht und Beleuchtung wird von Beginn an große Aufmerksamkeit zugemessen, etwa mit Beiträgen zur Straßen- und Fassadenbeleuchtung oder zur Schaufensterausleuchtung.

Bereits 1925 erscheint ein erster Bericht zum Thema Elektromobilität. Die »Elektro-Karren« hatten eine Reichweite von 50 km und fuhren maximal 10 km/h schnell, die Leistung betrug bis zu 5 PS (Bild 2).
Bild 3: Schon 1933 wird für den dreistufigen Vertrieb gekämpft
Bild 3: Schon 1933 wird für den dreistufigen Vertrieb gekämpft
Die Weltwirtschaftskrise 1929/1930 trifft auch das Elektrohandwerk mit voller Härte. In seinem Rückblick auf das Jahr 1930 konstatiert der damalige Reichsverbandsvorsitzende, dass »auch das deutsche Elektro-­Installateurs-Gewerbe auf ein Jahr schwerster Wirtschaftsnot zurückblickt.« Die Elektro-Installateure leideten unter »mangelndem Kundenschutz und stark gesunkenem Preisniveau«. Die »große Armee der Arbeitslosen« scheide als Käufer völlig aus. Zudem leide die Branche an einem »ruinösen Preisunterbieten« mit Preisen, die weit unter den Gestehungskosten lägen.

Bereits in den 1920er und 1930er Jahren diskutiert man über die Qualitätssicherung beim Elektroinstallateur und Installationsmaterial sowie die richtigen Vertriebswege. So wird bereits 1924 in einem kurzen Beitrag vor »Brandschäden infolge von Pfuscherarbeiten bei Installationen auf dem flachen Land« gewarnt. In einem Artikel aus dem Jahr 1933 wird »der Kleinhandel mit Elektro-Installa­tionsmaterial in Warenhäusern« kritisiert. Der Handel in Warenhäusern und Haushaltsgeschäften mache die Qualitätssicherung wie Materialprüfung und Konzessionierung des Installateurs zunichte, da Schwarzarbeiter ohne entsprechende Qualifikation das Material erwerben und verarbeiten könnten. Es werden daher gesetzliche Maßnahmen gefordert, um »die Bevölkerung vor gesundheitlichen Schäden zu schützen und den Hausbesitzer vor Schaden an seinem Eigentum zu bewahren« (Bild 3).
Bild 4: Eine deutlich vom Zeitgeist beeinflusste Anzeige zum Thema Rundfunk aus dem Jahr 1934
Bild 4: Eine deutlich vom Zeitgeist beeinflusste Anzeige zum Thema Rundfunk aus dem Jahr 1934
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 ist natürlich auch für das Elektrohandwerk von einschneidender Bedeutung. Wie alle Organisationen und Verbände wird auch der Reichsverband des deutschen Elektro-Installateur-Gewerbes gleichgeschaltet und zentralisiert. Die Zentrale wird von Frankfurt nach Berlin verlegt und in »Reichsinnungsverband des Elektroinstallationshandwerks« umbenannt. Dieser untersteht wiederum dem »Reichsstand des Deutschen Handwerks«. Auf Ortsebene werden Zwangsinnungen errichtet, denen jeder handwerkliche Betrieb beitreten muss. Beim Elektrohandwerk stoßen diese Maßnahmen auf wenig Widerstand, sicherlich begünstigt durch die langsam beginnende allgemeine wirtschaftliche Erholung.

Die Fachzeitschrift VEI, das amtliche Organ des Verbands, behält ihren Sitz in Frankfurt am Main. Auch an der grundsätzlichen Ausrichtung der Zeitschrift ändert sich zunächst nur wenig. Zwar wird in den Editorials und Verlautbarungen des Verbands immer wieder Hitlers vorausschauende Politik gelobt und etwa der »verderbliche Einfluss von Liberalismus und Sozialismus« der Vergangenheit kritisiert. Ausführlich wird beispielsweise 1934 eine Rede des Reichhandwerkerführers mit dem Titel »Der deutsche Sozia­lismus im Handwerk« zitiert.

Vorherrschend sind jedoch weiterhin elektro­technische und betriebswirtschaftliche Fragen. Neben den Themen Beleuchtung und Rundfunk (Bild 4) kommt Ende der 30er Jahre das neue Thema Fernsehtechnik hinzu.
Bild 5: Ausgabe des DEH Rundfunkausstellung in berlin 1938
Bild 5: Ausgabe des DEH Rundfunkausstellung in berlin 1938
Nachdem die Zeitschrift bereits seit 1935 in der »deutschen« Frakturschrift erscheint, erfolgt 1936 die Umbenennung in »DEH – Deutsches Elektrohandwerk« (Bild 5). Zu diesem Zeitpunkt erscheinen auch die ersten farbigen Anzeigen in der sonst nach wie vor schwarz/weiß gehaltenen Zeitschrift.

Auch der Kriegsbeginn 1939 ändert die allgemeine Ausrichtung der Zeitschrift nicht wesentlich. Wie nicht anders zu erwarten, werden die anfänglich günstigen Kriegsereignisse positiv gewürdigt. So wird die Innung Danzig nach dem Polenfeldzug als neues Mitglied begrüßt wird – so wie bereits 1935 die Saarkollegen. Diese aktuellen politischen Fragen nehmen jedoch keinen allzu großen Raum ein. Im Vordergrund stehen weiterhin fachspezifische Themen. Im Laufe des Krieges wird das Layout übrigens wieder auf die international gebräuchlichere Antiquaschrift umgestellt.

Nachdem DEH in den ersten Kriegsjahren noch an ihrer wöchentlichen Erscheinungsweise festhält, wird die Zeitschrift ab Ende 1942 kriegsbedingt zunehmend dünner und der Rhythmus der Erscheinungsweise wird länger und unregelmäßiger: 1942 gibt es noch 25 Ausgaben; 1943 nur noch 16 Ausgaben, ab 1944 erscheint die Zeitschrift nur noch monatlich. Mit zunehmendem Kriegsverlauf nehmen die patriotischen Durchhalteparolen und Führer-Elogen zu. Auch die fachspezifischen Themen stehen nun immer stärker im Banne der Kriegsrealität. So gibt es etwa Ratschläge zur einfachen und schnellen Wiedererrichtung der Elektroinstallation in einem durch Luftangriffe beschädigten Haus.

Wiedergründung 1949

Bild 6: Die Zeitschrift »Elektro und Rundfunkhandwerk« erschien nur 1948
Bild 6: Die Zeitschrift »Elektro und Rundfunkhandwerk« erschien nur 1948
Die letzte bibliothekarisch verfügbare Ausgabe des »Deutschen Elektrohandwerk« datiert von August 1944. Die Zeitschrift erscheint jedoch noch bis Anfang 1945. Mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands 1945 ist schließlich auch das Ende aller Verbände und Organisationen und somit auch des Reichsinnungsverbands des Elektroinstalla­tionshandwerks gekommen. Die vier alliierten Siegermächte übernehmen die Macht in Deutschland. In den drei Westzonen beginnt ab 1946 der Wiederaufbau der Organisa­tionsstruktur des Elektrohandwerks, zunächst mit Neugründung der Elektro-Innungen und anschließend der Landesverbände. Im Mai 1948 wird schließlich mit der »Arbeitsgemeinschaft des Elektrohandwerks im Vereinigten Wirtschaftsgebiet« wieder eine zentrale Organisation für das Elektrohandwerk in den drei westlichen Zonen, der späteren Bundesrepublik Deutschland gegründet. Sitz des Verbandes ist Frankfurt am Main.

Bereits im Januar 1948 wird ebenfalls in Frankfurt am Main die Zeitschrift »Elektro- und Rundfunkhandwerk« als »Fach- und Wirtschafts-Zeitschrift für alle Fachgruppen des Elektro- und Rundfunkhandwerks« gegründet (Bild 6). Die Zeitschrift erscheint im Monatsrhythmus, hat jedoch nur ein Jahr Bestand.
Bild 7: Nach dreijähriger Pause erscheint ab 1949 wieder das »Deutsche Elektrohandwerk«
Bild 7: Nach dreijähriger Pause erscheint ab 1949 wieder das »Deutsche Elektrohandwerk«
Im Oktober 1948 geben Verlag und Redak­tion bekannt, dass ab dem Jahre 1949 wieder eine Fachzeitschrift unter dem Titel »Deutsches Elektrohandwerk« erscheinen wird (Bild 7). Damit wird die für drei Jahre unterbrochene Tradition wieder aufgenommen. Aus dieser Erscheinungspause von drei Jahren erklärt sich die Tatsache, dass trotz Gründung 1923 erst im Jahr 2016 der 90. Geburtstag gefeiert wird.

Die Erscheinungsweise ist ab 1949 (und bis zum heutigen Tage) 14-täglich. Die Zeitschrift erscheint nun im Frankfurter Fachverlag, ist aber weiterhin »alleiniges offizielles Organ des Bundes-Innungsverbands des Elektrohandwerks und aller angeschlossenen Landes-Innungsverbände«.

Bereits seit 1948 existierte mit dem »Elektromeister« ein eigenes Mitteilungsblatt des Landesverbands des Bayerischen Elektrohandwerks (siehe dazu den Beitrag »Vorreiter und Impulsgeber fürs bayerische Elektrohandwerk« zum Landesverband Bayern).

Vom Wirtschaftswunder bis zur Wiedervereinigung

Bild 8: Sonderheft des DEH 1952 zur Jubiläumsveranstaltung  zum 50. Jahrestag der Verbandsgründung.
Bild 8: Sonderheft des DEH 1952 zur Jubiläumsveranstaltung zum 50. Jahrestag der Verbandsgründung.
Mit einem ausführlichen Sonderheft begleitet die Zeitschrift 1952 die Jubiläumsveranstaltung »50 Jahre Deutsches Elektrohandwerk« zum 50. Jahrestag der Verbandsgründung. Das Editorial der Ausgabe verbindet den Rückblick auf 50 Jahre Elektrohandwerk mit einem Blick in die Zukunft (Bild 8).

Das beginnende Wirtschaftswunder in den 1950er und 1960er Jahren beflügelt auch das Elektrohandwerk. Die private Nachfrage nach Elektroartikeln wächst stark an. So steigt etwa der Anteil bundesdeutscher Haushalte mit Waschmaschinen zwischen 1960 und 1970 von 24% auf 76% (Quelle: 100 Jahre ZVEH). Auch das Fernsehen beginnt seinen Siegeszug durch deutsche Wohnzimmer. Zwischen 1960 und 1970 werden mehr als 10 Millionen Geräte verkauft (Quelle: 100 Jahre ZVEH). Viele Elektrohandwerksbetriebe legen sich ein eigenes Ladengeschäft zu und widmen sich dem Verkauf und der Reparatur von Elektrogeräten.

Wachsende Bedeutung gewinnt auch die Fernsprech- und Telefontechnik. Diese Entwicklungen spiegeln sich natürlich auch in der Zeitschrift wider: den Themen Fernseh-, Rundfunk- und Telefontechnik widmen sich zahlreiche Fachartikel, braune und weiße Ware spielen eine große Rolle bei den Anzeigen.
Bild 10: 1971 fusionieren »Deutsches Elektrohandwerk« udn der »Elektromeister«zur neuen Zeitschrift »de – der elektromeister + deutsches elektrohandwerk«.
Bild 10: 1971 fusionieren »Deutsches Elektrohandwerk« udn der »Elektromeister«zur neuen Zeitschrift »de – der elektromeister + deutsches elektrohandwerk«.
Im Jahr 1960 übernimmt der Hüthig Verlag in Heidelberg die Zeitschrift DEH und führt das Objekt fort. 1971 fusioniert schließlich das im Hüthig Verlag publizierte »Deutsche Elektrohandwerk« mit dem beim Pflaum Verlag in München erscheinenden »Elektromeister« zur neuen Zeitschrift »de – der elektromeister + deutsches elektrohandwerk«.

»Durch diese Maßnahme wird nicht nur eine auflagenstarke Fachzeitschrift, sondern auch ein einheitliches Sprachrohr für den gesamten Bereich des Elektrohandwerks geschaffen«, lautet die Begründung für die Vereinigung (Bild 9). Die neue Zeitschrift ist nun Organ des Zentralverbandes der deutschen Elektrohandwerke (ZVEH) und aller angeschlossenen Landesinnungsverbände.

Der neue Verlag Hüthig & Pflaum hat seinen Sitz in Heidelberg und München, die Redaktion sitzt in München. Je 50% der Anteile halten der Hüthig Verlag und der Pflaum ­Verlag.
Bild 10: Seit 1979 gibt es die »Praxisprobleme«
Bild 10: Seit 1979 gibt es die »Praxisprobleme«
Ein wichtiger Meilenstein ist 1979 die Einführung der Rubrik »Praxisprobleme« (Bild 10). Bereits seit den 50er Jahren gibt es im »Deutschen Elektrohandwerk« in unregelmäßigen Abständen technische Leseranfragen. Nun wird dies zur festen Einrichtung. Kompetente Fachautoren beantworten in jedem Heft Fragen der Leser zu verschieden Themen der Elektro­installation. Die Spannweite der Fragen reicht dabei von Kabelverlegungen über Schutzeinrichtungen und Prüfabläufe bis hin zu betriebswirtschaftlichen Themen.  Aus zwei Seiten Praxisprobleme pro Heft im Jahr 1979 sind mittlerweile zehn bis zwölf Seiten pro Ausgabe geworden.

Die 80er Jahre sind geprägt durch neue Technologien und die beginnende Digitalisierung: 1981 kommt der erste PC auf den Markt, Kabel- und Satellitenfernsehen nehmen ihren Anfang. Gleichzeitig wird der Telekommunikations- und Fernmeldebereich liberalisiert. Für das Elektrohandwerk bedeutet dies eine starke Ausweitung der Betätigungsmöglichkeiten. Dies spiegelt sich selbstverständlich auch in zahlreichen Fachartikeln der »de« wider.

90er Jahre bis zur Gegenwart

Bild 11: Fach­beitrag zur letzten Leipziger Frühjahrsmesse der DDR im Jahr 1990
Bild 11: Fach­beitrag zur letzten Leipziger Frühjahrsmesse der DDR im Jahr 1990
Mit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 weitet sich auch das Vertriebsgebiet von »de« auf die neuen Bundesländer aus.

Die sozialistische Planwirtschaft der DDR hatte zwar alle großen und mittleren Unternehmen enteignet und sozialisiert, kleine Handwerksbetriebe mit bis zu 10 Mitarbeitern und somit auch Elektrohandwerker konnten jedoch weiter existieren. Handwerksmeister mit mehr als 10 Mitgliedern mussten sich zu »Produk­tionsgenossenschaften des Handwerks« (PGH) zusammenschließen. Wegen der Planwirtschaft gab es für das Handwerk zwar kein wirtschaftliches Risiko, aber auch keine großen Gewinnmargen. Der Handel mit Elektrogeräten unterlag staatlichen Handelsorganisationen und war dem Elektrohandwerk untersagt. Der Schwerpunkt des Elektrohandwerks lag daher auf Instandhaltung und Reparatur. Die Qualität der Produkte war zwar verglichen mit dem Westen eher bescheiden, die Ausbildungsqualität der Elektrohandwerker in Ostdeutschland war hingegen auf dem gleichen Niveau wie im Westen.

Nach der Vereinigung ist der Nachholbedarf nach Produkten und Dienstleistungen der Elektrobranche im Osten sehr hoch. Natürlich geht auch »de« auf die veränderte Situation ein. Noch vor der Wiedervereinigung befassen sich mehrere Fachbeiträge mit der wirtschaftlichen Lage in der DDR und der besonderen Situation des Elektrohandwerks (Bild 11). Mitte der 90er Jahre eröffnet die Zeitschrift vorübergehend einen zweiten Redaktionsstandort in Berlin. Noch heute hat die Redaktion ein Standbein in Berlin.
Bild 12: 1998 geht mit www.online-de.de die erste Onlinepräsenz von »de« an den Start.
Bild 12: 1998 geht mit www.online-de.de die erste Onlinepräsenz von »de« an den Start.
Seit den 90er Jahren schreitet die Digitalisierung und Vernetzung vieler Bereiche, die sogenannte »dritte industrielle Revolu­tion«, immer stärker voran. Für das Elektrohandwerk ergeben sich dadurch insbesondere in den Bereichen Gebäude- und Informationstechnik zahlreiche neue Tätigkeitsfelder.

Mit www.online-de.de geht 1998 die erste, noch relativ schlichte Onlinepräsenz von »de« an den Start (Bild 12). Der aktuelle Onlineauftritt www.elektro.net ist seit 2012 aktiv. Hier finden sich alle Fachartikel, News und Produktmeldungen der letzten Jahre, das komplette Heftarchiv seit 1999, die komplette Datenbank aller Praxisprobleme sowie zahlreiche weitere aktuellen Informationen und Meldungen.

Mit der infolge der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 forcierten Energiewende hat sich für das Elektrohandwerk ein weiteres Tätigkeitsfeld eröffnet. Insbesondere das Thema Photovoltaik bietet  vielfältige Anwendungsmöglichkeiten – wenngleich hier mittlerweile eine gewisse Ernüchterung eingetreten ist. Dem trägt »de« mit dem regelmäßigen Sonderheft pv-praxis.de ­Rechnung.

Seit dem Jahr 2012 ist die Zeitschrift »de« wieder in einer Hand: Durch die Übernahme der Anteile des Pflaum Verlags ist der Hüthig Verlag alleiniger Inhaber der Zeitschrift.
Die Zeitschrift im Wandel der Zeit
  • 1923-1936: VEI – Zeitschrift des Verbands Deutscher Elektro-Installationsfirmen e.V
  • 1936-1945: DEH: Das deutsche Elektrohandwerk
  • 1948: Elektro- und Rundfunkhandwerk (einzelner Jahrgang)
  • 1949-1970: Deutsches Elektrohandwerk: DEH
  • 1971-2000: de – der elektromeister + deutsches elektrohandwerk
  • 2001-2013: de – Der Elektro- und Gebäudetechniker
  • Seit Mitte 2013: de – das elektrohandwerk

Beständigkeit im Wandel

Bild 12:  Die erste »de« im aktuellen Layout im Jahr 2012
Bild 12: Die erste »de« im aktuellen Layout im Jahr 2012
Inhalt und Layout der Fachzeitschrift »de – das elektrohandwerk« wurden in den vergangenen Jahrzehnten in unregelmäßigen Abständen einem moderaten Wandel unterzogen. Der letzte optische Relaunch fand im Jahre 2012 (Bild 13) statt. Neue Themen kamen hinzu, wie die Fernsehtechnik ab den späten 30ern, Kabel- und Satellitenempfangstechnik in den 80ern oder Digitalisierung und Gebäudevernetzung ab den 90ern. Seit Ende der 90er Jahre gab es zudem eine stetige Ausweitung der Onlinepräsenz. Manche Themen, wie die klassische Kabelverlegung, die Meisterausbildung, der dreistufige Vertrieb oder nachhaltige Unternehmensführung und gutes Marketing, sind jedoch Dauerbrenner und behalten ihre Relevanz über die Jahrzehnte.

Eines ist jedoch über alle Jahre gleich geblieben: im Mittelpunkt stehen die Anliegen und Probleme des Elektrohandwerks – seit 90 Jahren und auch weiterhin.
Ergänzende Literatur
100 Jahre ZVEH. Eine Chronik der Elektrohandwerke und ihrer Verbandsorganisation, ZVEH, Frankfurt 2002
 

 
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Michael Wanner

Redaktion »de«

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