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Hohe Fertigungstiefe und Kundennähe als Strategie

Vogelsang Elektromotoren

Bild 1: Dipl.-Ing. Christian Vogelsang – Geschäftsführer in vierter Generation bei dem Familienunternehmen
Bild 1: Dipl.-Ing. Christian Vogelsang – Geschäftsführer in vierter Generation bei dem Familienunternehmen

Mitten im Ruhgebiet ansässig, boten Stahl und Kohle genug Potenzial für einen Handwerksbetrieb. 1960 übernahm Werner Vogelsang die Leitung der Firma und machte aus dem kleinen Handwerksbetrieb mitten in der Stadt einen prosperierenden Betrieb mittlerer Größe.

Umzug an den Rand der Stadt

Doch schnell wurden die Räumlichkeiten mitten in Bochum zu klein und der Betrieb siedelte in ein Industriegebiet am Rande der Stadt um. Hier boten sich neue Möglichkeiten und vor allen Potenzial zur Rationalisierung der Arbeitsprozesse, Es war dann vor allem die Tätigkeit an schlagwettergeschützten Maschinen aus dem Bergbau, die besondere Anforderungen mit sich brachte. Die mechanische Instandsetzung bedurfte einer gut ausgestatteten mechanischen Werkstatt. Dazu musste man sich bei Vogelsang eine ausgefeilte Prüftechnik zulegen, die eine Abnahme der reparierten Maschinen durch den Sachverständigen ermöglichte. Schnell sammelte man viel Erfahrung im Umgang mit den explosionsgeschützten und stark beanspruchten Bergbaumaschinen, so dass Vogelsang mittlerweile auf einem Areal von über 15.000 m2 Motoren bis zu einem Stückgewicht von 100 t repariert. Entsprechend mitgewachsen ist auch die Ausstattung des Maschinenparks.

Bild 2: Es muss nicht immer alles neu sein – teilinstandgesetzter Gleichstrommotor
Bild 2: Es muss nicht immer alles neu sein – teilinstandgesetzter Gleichstrommotor

Spulen aus eigenem Haus

Neben der mechanischen Instandsetzung gehört natürlich auch die elektrische Instandsetzung zum Angebot. In der Wickelei für Runddraht und Formspulen bis 11 kV für Drehstrommotoren, sowie Gleichstrommotoren (Bild 2) fertigt man bei Vogelsang alle Spulen (Bild 3) und Wicklungen im eigenen Haus. Die Kapazitäten für das Tränken und Aushärten passte man an die steigenden Anforderungen an.

Je nach Kundenanforderung reparierte man über die Jahre auch weitere Maschinen, so dass Pumpen, Ventilatoren, Transformatoren und Magnete heute fester Bestandteil des Produktportfolios sind. »Auch hier legen wir großen Wert auf kompetente Ausführung mit hoher Fertigungstiefe und vor allem auf eine tiefgehende Abschlussprüfung im Prüffeld (Bild 4)«, so Dipl.-Ing. Christian Vogelsang, Managing Director bei Vogelsang. »Fester Bestandteil des Angebots an unsere Kunden ist auch die Arbeit am Einsatzort der Maschinen. Neben Montagen und Remontage, Wartungs- und Inspektionsarbeiten bieten wir Condition Monitoring im Rahmen von vor Ort durchgeführten als auch ferngesteuert durchführbare Messungen an«, so der Mitinhaber.

Der heutige Stand

Bild 3: Neuwicklung eines Hochspannungsstators – Resin-Rich-Spulen aus eigener Fertigung
Bild 3: Neuwicklung eines Hochspannungsstators – Resin-Rich-Spulen aus eigener Fertigung

Neben dem Servicebereich der Vogelsang Gruppe, der gut 260 Mitarbeiter an 6 Standorten beschäftigt, gehört der Bau von Prüfständen für Elektromotoren, Pumpen und Komponenten der Automobilindustrie seit 1986 unter dem Namen »Vogelsang & Benning« zum Portfolio. Mit einer Beteiligung an der neugegründeten »Status Pro 1996«, einem Hersteller und Händler von Messtechnik fürs Condition Monitoring, Laser-Ausrichtung und Umwelttechnik, hat Vogelsang den Schritt aus der Service-Welt in die Entwicklung und den Vertrieb komplexer und sehr genauer Messtechnik gewagt.

Die Ausgliederung des Handels mit Klimageräten im Jahr 1999, seitdem firmierend unter »Vogelsang Klimatechnik«, war ein weiter Schritt der Diversifizierung des Geschäftsmodells der Firmengruppe. Die Vogelsang Gruppe (www.vogelsang.com) ist weiterhin zu 100 % in Familienhand und wird aktuell von den Geschwistern Susanne Kamp, Annegret Vogelsang-Foley und Christian Vogelsang in vierter Generation geführt. Man beschäftigt über 400 Mitarbeiter. Die fünfte Generation steht in den Startlöchern, um die zukünftige Entwicklung in die Hand zu nehmen.

Bild 4: Abnahmeprüfung eines instandgesetzten Motors im Prüffeld
Bild 4: Abnahmeprüfung eines instandgesetzten Motors im Prüffeld

Fragen an Christian Vogelsang

»ema«: Herr Vogelsang, Kundennähe und Service sind Ihnen als Stichworte sehr wichtig. Wie setzen Sie diese in Ihrem Betrieb um?

Christian Vogelsang: Neben der Entwicklung des Standorts am Mausegatt haben wir durch Neugründungen von Fertigungs- und Servicestandorten in entfernteren Regionen die Kundennähe verbessern können. So wurde 1999 die »Elektro-Antriebsservice GmbH« in Bochum gegründet, mit dem Fokus, im Segment kleinerer Maschinen wettbewerbsfähiger zu bleiben. Den Fehler, den viele Hersteller mit ihren Serviceabteilungen gemacht haben, in dem Sie sich preislich aus ihrem Markt verabschiedet haben und so den Kontakt zu ihren Kunden verloren haben, wollten wir nicht machen.

Im Jahr 2004 wurde der Standort »Vogelsang + Abe« in Hamburg gegründet. Hier mit neuem Fokus auf die Instandsetzung großer Dieselmotoren und natürlich den dazugehörigen Generatoren. Durch die räumliche Ansiedlung im Norden, wurde zeitgleich die Kundenähe in dieser Region deutlich verbessert.

2007 konnte der von der ABB abgespaltene Standort für die Reparatur von Transformatoren (»Transformatoren Service West«) in Dortmund übernommen werden. Nach zwei Jahren am Standort Dortmund wurde dieser Werksteil in Bochum in eine neu gebaute Produktionshalle integriert. Die Reparatur von Trafos bis 100 t und 110 kV sind heute kein Problem mehr für uns.

»ema«: Gibt es auch Beziehungen ins benachbarte Ausland oder Süddeutschland?

C. Vogelsang: Ja, 2014 bestand die Möglichkeit eine Werkstatt (EZN) der »Maintenance-Partners-Gruppe« aus Antwerpen in Maastricht zu übernehmen. Hierin sahen wir die Chance, unser Präsenz und Kundennähe in den Niederlanden und im angrenzenden Belgien deutlich zu verbessern.

Außerdem haben wir vor etwa einem Jahr mit Gründung der »Vogelsang Service Süd« den Schritt nach Süddeutschland gewagt. Am Siemens-Standort in Ruhstorf (ehemals Loher) wurde die Produktion eingestellt. Hier wird nun ein Technopark aufgebaut, der gute Möglichkeiten der Entwicklung für uns bietet. Qualifiziertes Personal, gute maschinelle Ausstattung und vor allem ein auf Maschinenbau ausgerichtetes Netzwerk an Firmen vor Ort sind Grundlage für den Aufbau einer Werkstatt, mit allem was ein Elektromaschinenbauer benötigt. Dieser Schritt hat das Manko der Entfernung zu unseren Kunden im Süden der Republik aufgehoben und so können wir unseren Kundenkreis nun auch hier gut betreuen und ausbauen.

»ema«: Herr Vogelsang, vielen Dank für Ihre Zeit und das Gespräch.

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Über den Autor
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Marcel Diehl

Redaktion »de«

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