Rückblick: Praxisnaher Glasfaser-Anwendungsworkshop

Schulung der FTTx-Akademie in München

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Ein umfangreiches Glasfasernetz ist für eine immer schneller werdende Informations- und Kommunikationstechnik unabdingbar. Doch gerade die Installationsbranche, die bisher mit Kupferkabeln gearbeitet hat, steht technisch und personell vor Herausforderungen, wenn ganze Landkreise sofort ans Glasfasernetz angeschlossen werden möchten.

Informationslücken schließen, Hemmungen vor der Glasfasertechnik abbauen und Prozesssicherheit bei der Installation von LWL-Netzen schaffen – das sind die Ziele der FTTx-Akademie. In der Münchner Basketball-Arena begleiteten u.a. Kai Theile (Leiter Business Unit Broadband & Telecom, Klaus Faber AG), Frank Schnabl, (Sales Manager D-A-CH, Sterlite Technologies Ltd.) und Korbinian Meier (Vertriebsleiter Netpeppers GmbH) die Teilnehmer am 31. Mai 2022 durch den Vormittag.

Im Ziehturm werden aus 2 m Preform 800 km Glasfaser

STL FTTx-Akademie
In vier deutschen Städten machte die FTTx-Akademie 2022 Station

(Bild: Redaktion „de“)

Die Firma Sterlite Technologies Ltd. (STL) nahm als Integrator von Datennetzen und Hersteller von Glasfaserkabeln die Workshop-Teilnehmer mit nach Indien. Denn dort fertigt das 1988 gegründete Unternehmen seine Silizium-basierten Glasfasern: von der Glas-Preform über die Glasfaser, das Glasfaserkabel bis hin zur Systemintegration und Software. Man bekam einen Eindruck, was es bedeutet, wenn das Unternehmen 50 Mio. km Glasfaser fertigt, wie im sechs Stockwerke hohen Ziehturm aus einer 2 m langen Preform 800 km haardünne Faser herausgeholt werden, und dass im Testlabor mit Übertragungen bis 200 GB und an Glasfaserkernen mit Sauerstoff oder Flüssigkeiten geforscht wird.

Der Biegeradius: wenn Licht aus der Glasfaser austritt

Auch die Glasfaser-Basics kamen im Workshop nicht zu kurz: Singlemode, Multimode, Multicore und die Beschaffenheit der Kerne im Glasfasermantel standen ebenso auf dem Programm wie das Problem des Biegeradius – hier tritt bei größeren Biegungen Licht aus der Faser aus – und der Dämpfung. Auch Spleiß-Probleme oder Quellen für Mismatches beim Cladding-Alignment im Vergleich zum Core-Alignment (Kern-zu-Kern-Zentrierung) wurden angesprochen.

Einblasgerät FTTx-Akademie
Das Einblasen von Kabeln in Rohre ist mit entsprechendem Gerät bis auf 2 km möglich

(Bild: Redaktion „de“)

Einen weiteren Einblick in das Thema Glasfaser gab auch die Faber Group, nach eigenen Angaben Europas größter Kabel-Logistiker. Nicht nur die Beschaffenheit von Faser-Kern und Faser-Mantel wurde unter die Lupe genommen, auch das Problem brechender Faserkerne (hier wird Gel als Schutz eingesetzt) und wie Wasser die Glasfaser schädigt. Zudem wurden Mini- und Mikrokabel vorgestellt, und eine Tabelle, die zeigt, welches Kabel in welches Rohr eingeblasen werden kann. Die Teilnehmer lernten auch, was die Glasfaser-Norm DIN EN 60794-5 für das Einblasen („jetten“) der Kabel vorgibt. Die Faber Group, die auch alle Bündel durchfärbt, hob hervor, wie wichtig in der praktischen Arbeit vor Ort die Faser-Farbfolge gemäß der DIN/VDE-Farbcodes ist.

Vor dem Messen reinigen nicht vergessen

Beim Thema Messtechnik wurde von Netpeppers daran erinnert, dass OTDR-Messungen immer in beide Richtungen durchgeführt werden müssen. Der Starnberger Hersteller und Distributor von Glasfasermesstechnik gab auch zu bedenken, dass selbst beim Thema WLAN immer eine Infrastruktur aus Kupfer oder Glasfaser notwendig ist.

Spleißgerät FTTx-Akademie
Mitdenkende Technik mit Warnung bei Formfehler der Faser auf der linken Seite: hier wurde die Glasfaser im Vorfeld nicht korrekt gebrochen

(Bild: Redaktion „de“)

Auch bei Hausbereich-Installationen, die im Rahmen der FTTx-Akademie vorgestellt wurden, müsse darauf geachtet werden, dass 90 % der Verbindungsprobleme in Glasfasernetzwerken durch verschmutzte oder beschädigte LWL-Steckverbindungen entstehen. Schon Fettrückstände durch die Finger können dazu führen, dass Verunreinigungen ins Messgeräte übertragen werden. Daher komme der Reinigung der Faser vor dem Verarbeiten eine nicht zu unterschätzende Rolle zu.

Spleißen auch für Neulinge in der Praxis

Praxis FTTx-Akademie
Mit dem einfach zu bedienenden Fusionsspleißgerät „CFS-100“ kriegt auch die „de“-Redakteurin einen Spleiß hin

(Bild: Netpeppers)

Neben einem Überblick über die Faserherstellung, LWL-Spleiß- und Messtechnik, kam im Audidome München auch die Praxis nicht zu kurz. An den Infoständen mit zahlreichen Exponaten und Geräten wurden die Fragen der rund 40 Workshop-Teilnehmer rund um Glasfaser und deren Verarbeitung kompetent beantwortet. Neben einem Gerät zum Faser-Einblasen hatten die Veranstalter auch das Netpeppers-Fusionsspleißgerät „CFS-100“ mitgebracht, ein kernzentrierendes Spleißgerät für professionelles Spleißen zum selbst ausprobieren.

Hier konnte auch die „de“-Redakteurin ihren ersten Glasfaser-Spleiß in allen Schritten selbst durchführen. Großer Vorteil: sowohl die fachkundige Betreuung als auch die „intelligente“ Führung des Spleißgeräts (Stichwort vollautomatische Fasererkennung) garantierten auch Menschen mit Tastaturfingern und ohne Lesebrille vor Ort ein Aha- und Erfolgserlebnis.

Über die Autorin
Autorenbild
Britta Kalscheuer

Redaktion »de«

Über die Firma
NetPeppers GmbH
Starnberg
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