Home Betriebsführung Betriebsführung 50 Jahre Bundesverband Flächenheizungen

BVF-Symposium 2022 in Bad-Nauheim

50 Jahre Bundesverband Flächenheizungen

Der Bundesverband Flächenheizungen (BVF) feierte bei einem Symposium in Bad Nauheim sien 50-jähriges bestehen
Der Bundesverband Flächenheizungen (BVF) feierte bei einem Symposium in Bad Nauheim sien 50-jähriges bestehen

Nach der Begrüßung durch den Vorstandvorsitzenden Ulrich Stahl blickte der Geschäftsführer Axel Grimm auf 50 Jahre Verband zurück. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf der Wechselwirkung von Werbung und Technik in den vergangenen 50 Jahren.

Energetische Effizienz der elektrischen Flächenheizung

Prof. Oschatz bei seinem Vortrag
Prof. Oschatz bei seinem Vortrag

(Bild: BVF)

Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz beschäftigte sich in seinem ersten Vortrag mit der energetischen Effizienz der elektrischen Flächenheizung von 2020 bis 2050. Prof. Oschatz konstatierte eine starke Fokussierung der aktuellen deutschen Energie-und Klimapolitik zur Erreichung der bis 2045 angestrebten Klimaneutralität für den Gebäudesektor auf Wärmepumpen und Wärmenetze. Alternative Versorgungslösungen stünden dagegen bisher kaum im Fokus. Bei dem Weg zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Gebäudebereich gab es zwar von 1990 bis 2010 einige Erfolge, seit 2010 gab es aber kaum weitere Reduktionen. Um die für 2030 angestrebte Reduktion um mindestens 65 % gegenüber 1990 zu erreichen, müsse in den kommenden acht Jahren eine ähnliche Reduktion wie in den vergangenen 30 Jahre erreicht werden.

In verschiedenen Berechnungsmodellen kam er zu dem Fazit, dass direktelektrische Systeme gut geeignet seien zur Erfüllung der Anforderungen in gut gedämmten Gebäuden mit PV-Anlage und Zu-/Abluftanlagen mit WRG. Dabei seien Anrechnungsmöglichkeiten des selbst erzeugten PV-Stroms auf Gebäudebilanz im GEG maßgeblich für die Bewertung von Primärenergiebedarf, THG-Emissionen und Erneuerbaren Anteilen.

Elektrische Flächenheizung in Unternehmenszentrale von my-PV

Die neue Unternehmenszentrale von my-PV
Die neue Unternehmenszentrale von my-PV

(Bild: my-PV)

Im nächsten Vortrag referierte Markus Gundendorfer von my-PV über die energetischen Aspekte bei der Errichtung der neuen Unternehmenszentrale von my-PV im Jahr 2021 im oberösterreichischen Neuzeug. Dieses wurde als »all electric building« konzipiert. Unter anderem gibt es eine 100 kWp-PV-Anlage mit insgesamt 300 Solarmodule je 335 Wp. PV-Module gibt es dabei nicht nur auf dem Flachdach, sondern auch an der Fassade, um auch im Winter bei flacher Sonneneinstrahlung möglichst viel Sonnenlicht zu gewinnen. Im Innern setzt das Unternehmen komplett auf elektrische Flächenheizung. Zusätzlich gibt es eine kontrollierte Be-und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung.  

Die elektrische Flächenheizung befindet sich im Erdgeschoss in der monolithischen Fundamentplatte, im Obergeschoss im Estrich. In der Fundamentplatte gibt es 27 Schleifen à 17m mit einer stufenlosen Regelung durch drei dreiphasige AC-Thor 9s. Im Obergeschoss sind Standard-Heizmatten von Etherma im Estrich verbaut mit stufenloser Regelung der Heizkreise durch neun einphasige AC-Thoren. Im Erdgeschoss befindet sich eine zentrale Erfassung und Steuerung. Bereits im ersten Betriebsjahr erreichte das Gebäude eine bilanzielle Autarkie über alle Sektoren (Strom, Wärme, Mobilität).

Industrie- und Lagerhallen mit erneuerbaren Energien beheizen

In einem weiteren Referat beschäftigte sich Prof. Bert Oschatz mit dem Thema »Hallenbeheizung auf Basis erneuerbarer Energien«. Der Koalitionsvertrag der neuen Regierung sieht vor, dass bis zum 1. Januar 2025 jede neu eingebaute Heizung auf der Basis von 65 % erneuerbarer Energien betrieben werden soll. Derzeit ca. 21,2 Mio. Wärmeerzeuger im Bestand. Zusätzlich ca. 6,2 Mio. Wärmeerzeuger mit Wärmenetz und ca. 1 Mio. Nachtspeicherheizungen. Bei der Beheizung von Industrie- und Lagergallen besteht Potenzial für Erneuerbare Energien nur in zentralen Heizsystemen, vor allem mit Wärmepumpen und Wärmenetzen. Fußbodenheizungen bieten sehr gute Voraussetzungen zur Einbindung erneuerbarer Energien in Hallenheizungen. Der Regelfall wäre hier Wärmepumpe + PV oder Wärmenetzanschluss im Neubau. Im Bestand ist auch Nutzung biogener/regenerativer Brennstoffe denkbar, wenn ausreichend verfügbar und politisch toleriert.  

Verleihung des BVF Award 2022

Nach der Mittagspause wurde der BVF Award 2022 verliehen. Hier gibt es vier verschiedene Kategorien.

  • Mit dem Award in der Kategorie elektrische Flächenheizung wurde mfh systems aus Belm bei Osnabrück ausgezeichnet fürden Raumthermostat E-Energy Controller IQ.
  • In der Kategorie wasserbasierte Systeme wurden die Roth-Werke aus Dautphetal bei Marburg für das Roth Original Tacker-System prämiert. 
  • Über den Award in der Kategorie Kühl- und Heizdeckensysteme kann sich die Firma Hottgenroth Software aus Köln freuen. Sie erhielt dei Auszeichnung für die  Wand- und Deckenheizung 3D Plus
  • In der Kategorie Innovation wurde schließlich die Firma dibauco aus Eching bei München für Freiflächensystemen mit regenerativen Energien bzw. Abwärmenutzung ausgezeichnet
Die Presiträger der BFV Awards 2022: Tanja Funke (dibauco GmbH), Dr. Björn Wolff (Hottgenroth Software GmbH & Co. KG), Andreas Piephans und Daniel Schuschan (mfh systems GmbH), Michael Georg und Christin Roth-Jäger (Roth Werke GmbH) und Laudatorin Alexandra Borke (BVF eV).
Die Presiträger der BFV Awards 2022: Tanja Funke (dibauco GmbH), Dr. Björn Wolff (Hottgenroth Software GmbH & Co. KG), Andreas Piephans und Daniel Schuschan (mfh systems GmbH), Michael Georg und Christin Roth-Jäger (Roth Werke GmbH) und Laudatorin Alexandra Borke (BVF eV).

Energetische Gebäudesanierung mit kalten Nahwärmenetzen

Funktionsprinzip eines Kalte-Nahwärme-Netzes
Funktionsprinzip eines Kalte-Nahwärme-Netzes

(Bild: Hochschule Mainz, Prof. Thomas Giel)

Im Anschluss daran sprach Prof. Thomas Giel von der Hochschule Mainz über »Energetische Gebäudesanierung mit Flächenheizung und-kühlung und kalter Nahwärme«. Ein kaltes Nahwärmenetz verfügt über ein zentrales Erdsondenfeld. In den Sonden nimmt ein Wärmeträgermedium, ein Gemisch aus Wasser und Frostschutzmittel, die Wärme des Erdreichs mit seinen ganzjährig konstanten Temperaturen von zehn bis zwölf Grad Celsius auf. Durch eine Ringleitung gelangt das erwärmte Trägermedium zu den Gebäuden. Dort heben Wärmepumpen die bereitgestellte Energie auf das individuell gewünschte Temperaturniveau. Neben der Heizung im Winter bietet das Netz auch die Möglichkeit, die Häuser im Sommer ökologisch und wirtschaftlich zu kühlen. Ein Vorteil des kalten Nahwärmenetzes sind Leitungsgewinne und keine Leitungsverluste aufgrund des niedrigen Temperaturniveaus des zirkulierenden Wärmemediums.

Aufgrund der Leitungsgewinne im horizontalen Netz sind große Leitungsdistanzen von bis zu zwei Kilometern möglich. Die dezentrale Energieerzeugung erlaubt es zudem, auf die Anforderungen und Bedürfnisse der einzelnen Verbraucher einzugehen, was sich bei herkömmlichen Nahwärmenetzen schwierig gestaltet. Als interessantes Anwendungsbeispiel nannte Prof. Giel das sehr stark von der Hochwasserkatastrophe getroffene Altenburg im Ahrtal, wo mit einem kalte-Nahwärme-System die Heizungsversorgung modernisiert werden soll

Referenzbeispiele energetischer Sanierung mit Flächenheizungen

Zum Abschluss wurden noch zwei Referenzprojekte energetischer Sanierung mit Flächenheizungen vorgestellt.

Im ersten Projekt wurden in Einbeck (Niedersachsen) Lagerhallen in moderne Büroflächen umgebaut. Die Firma Argillatherm rüstete das Gebäude dafür mit Natur-Klimadecken mit flächenintegrierten Deckensegel und einer Luft-Wasser-Wärmepumpe aus.

Beim zweiten Projekt ging es um die energetische Sanierung eines Wohnhauses von 1962 aus dem Landkreis Osnabrück durch die Firma mfh systems. Hier wurde unter anderem eine alte Ölheizung ersetzt durch eine Kombination aus PV-Anlage und Luft-Wasser-Wärmepumpe. Im Erdgeschoss wurde eine Fußbodenheizung installiert, im Obergeschoss wurde eine Deckenheizung sowie eine Wandheizung installiert. Die Heizung funktioniert gleichzeitig auch als Kühlung.

www.flaechenheizung.de

Über den Autor
Autorenbild
Michael Wanner

Redaktion »de«

Über die Firma
Bundesverband Flächenheizung und Flächenkühlung e.V.
Hagen
Newsletter

Das Neueste von
elektro.net direkt in Ihren Posteingang!