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Heizungshersteller müssen sich dem Wandel stellen

Wärmepumpe – die LED der Heizungsindustrie?

Andreas Stöcklhuber, Chefredakteur »de«
Andreas Stöcklhuber, Chefredakteur »de«

Vor knapp 20 Jahren begann der Siegeszug der LED in der Allgemeinbeleuchtung. Lichtstrom, Effizienz und Lebensdauer entwickelten sich in raschen Schritten nach oben, die Preise nach unten. Konventionelle Lichtquellen wurden nach und nach verdrängt, ein Übriges tat das Glühlampenverbot der EU, das zum 1.9.2009 in Kraft trat – wobei der Begriff »Glühlampenverbot« zwar eingängig ist, aber nicht ganz zutrifft: Es wurde keine bestimmte Technologie verboten, sondern es galten ab dem ­Datum bestimmte Mindest-Effizienz­anforderungen, die eine herkömmliche Glühlampe nicht erfüllen kann.

Dieser Wechsel von konventionellen Lichtquellen zu LED hat die Leuchten­industrie ordentlich durchgeschüttelt. Der Transformationsprozess war für viele Hersteller schmerzhaft, die Herstellerlandschaft sieht heute anders aus als vor 20 Jahren.

Steht der Heizungsindustrie nun ein ähnlicher Prozess bevor? Der Trend von Gas- und Ölheizungen hin zu Wärmepumpen ist schon seit einigen Jahren zu beobachten, doch durch das nun beschlossene Verbot neuer fossiler Heizungen wird sich der Wandel deutlich beschleunigen (müssen). Alle großen deutschen Heizungshersteller haben angekündigt, erhebliche Summen in den Hochlauf der Wärmepumpenproduk­tion zu investieren, und das parallel zu einem rückläufigen Geschäft mit Gasthermen & Co. Auch hier steht ein Transformationsprozess bevor.

Manche suchen sich dafür einen Partner. Der Verkauf der Heiztechnik-Sparte von Viessmann an das US-Unternehmen Carrier schaffte es sogar prominent in die Tagespresse. Eher unter dem öffentlichen Radar liefen die Übernahme der deutschen Centrotec Climate Systems (zu der unter anderem der Wärmepumpenhersteller Wolf gehört) durch den italienischen Heiztechnik-Hersteller Ariston 2022 sowie des Wärmepumpenherstellers Waterkotte durch das schwedische Unternehmen Nibe im Jahr 2020. Perspektivisch dürften wir in Zukunft weitere Veränderungen in der aktuell stark mittelständisch geprägten deutschen Herstellerstruktur sehen.

Betrifft diese Entwicklung das E-Handwerk überhaupt? Sicher nicht so intensiv wie das Gewerk SHK, aber ganz unbeeinflusst davon ist die E-Branche nicht. Denn immerhin waren, so die aktuelle Konjunkturumfrage des ZVEH, die E-Handwerke 2022 an der Installa­tion von rund 60 000 Wärmepumpen beteiligt (siehe auch S. 38). »Beteiligt« meint, dass in der Regel der elektrische Teil der Installation beim E-Handwerk liegt. Das trägt aktuell zu knapp 2 % zum Umsatz der dort engagierten Betriebe bei, sollte aber aufgrund der wachsenden Stückzahl an installierten Wärmepumpen künftig deutlich steigen.

Der sich dynamisch entwickelnde Wärmepumpen-Markt dürfte, analog zum Bereich LED, auch eine Reihe an neuen Playern anziehen. Nicht alle werden kommen, um zu bleiben, das war bei den LED-Anbietern nicht anders. So könnte sich das eine oder andere vermeintlich attraktive Angebot als Bumerang erweisen, wenn es etwa um die langfristige Versorgung mit Ersatzteilen geht. Liebe auf den ersten Blick bzw. auf den billigsten Preis ist hier vielleicht nicht der beste Rat.

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Dipl.-Ing. Andreas Stöcklhuber

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