Home Ausbildung Fehlgriffe Wieso? Geht doch!

Fehlgriffe in der Elektroinstallation

Wieso? Geht doch!

Der Stein des Anstoßes: Verschmorter Anschluss in einer Verteilung;  Quelle: C. Kreft
Der Stein des Anstoßes: Verschmorter Anschluss in einer Verteilung; Quelle: C. Kreft
Weiter schreibt Herr Kreft: »Es hat jahrelang funktioniert. Irgendwann aber hat es sich herausgestellt, dass das gemeinsame Verklemmen einer 2,5-mm²-Ader und einer 16-mm²-Ader unter einer dafür nicht gedachten Klemme zur Verschlechterung des Übergangswiderstandes führt. Die 16-mm²-Leitung ist mit 50A abgesichert - und das nicht zum Spaß, sondern weil da wirklich Ströme bis zu dieser Höhe fließen können. Die haben dann für eine Erwärmung der Klemmstelle gesorgt, am Ende hat es dann geschmort. Wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, an eine mit 50A abgesicherte Leitung einfach mal so an einen 2,5-mm²-Abgang zu klemmen? Keine Ahnung. Wieso auch nicht, ging doch! Die starke Verschmutzung im Gehäuse kam übrigens davon, dass der Deckel nicht korrekt befestigt worden war

Meinung des Experten

Es ist davon auszugehen, dass solche Arten von Klemmen nicht für den Anschluss von solch unterschiedlichen Querschnitten geeignet sind. Normativ müssen derartige Anschlussstellen (Schraubklemmen mit Klemmplatte) für den vorgegeben Querschnitt und zusätzlich für einen anderen Leiter, der maximal zwei Querschnitte kleiner ist, geeignet sein. Also auf einer Seite der Schraube unter der Klemmplatte darf z.B., um bei Ihrem Beispiel zu bleiben, ein Leiter mit 16mm2 und auf der anderen Seite der Schraube darf ein Leiter mit 10mm2 bzw. 6mm2 angeschlossen werden. Dies ist im Abschnitt 7.2 von DIN EN 60999-1 (VDE 0609-1):2000-12 so festgelegt. Man kann daher auch davon ausgehen, dass dieser unsachgemäße Anschluss, das Kokeln an dem einen Leiter verursacht hat. Einen Lichtbogen schließe ich aus, da der daneben liegende Anschluss keinen Schaden aufweist.

Eine weitere Fehlleistung ist, dass der Querschnitt von 2,5mm2 zwar durch eine Vorsicherung von 50A bei Kurzschluss geschützt werden könnte – was aber durch Rechnung nachgewiesen werden muss – und vermutlich aber nur auf sehr kurzen Strecken (kurze Leitungslänge) erfüllbar ist. Aussagen hierzu gab es in der zurückgezogenen Norm DIN VDE 0100-430:1981-06, wo entsprechende Nomogramme enthalten sind. Daraus lässt sich ablesen, dass z.B. bei einer Vorimpedanz von 100mΩ immerhin noch ca 12m Leiterlänge zulässig wären. Solche Konfigurationen werden innerhalb von Schaltanlagen/Verteilern häufig angewendet.

Eine andere Möglichkeit innerhalb von Gehäusen wäre, die Anforderungen von Abschnitt 8.6.4 von DIN EN 61439-1 (VDE 0660-600-1):2012-06 zu erfüllen. Diese Anforderungen beinhalten:
  • Kurz-und erdschlusssichere Verlegung
  • Die Länge zwischen der vorgeschalteten Überstromschutzeinrichtung und der nachgeschalteten Überstromschutzeinrichtung darf maximal 3m betragen.
Diese Anforderungen sind, bezogen auf Ihr Beispiel, ganz sicher nicht erfüllt. Solche Ausführungen sind im Schaltanlagenbau Gang und Gebe, da immer von einer Sammelschiene oder einer nennstromgrößeren Sicherung ein Abgang realisiert werden muss. Dabei kann es jederzeit möglich sein, dass ein Querschnitt von 2,5mm2 ohne Sicherung am Leitungsanfang an einer Sammelschiene 40mm x 10mm angeschlossen werden muss, um eine Verbindung zu einer nachgeschalteten Sicherung von 10A (z.B. für einen Messstromkreis) angeschlossen wird. Das setzt voraus, dass dafür auch geeignete Verbindungselemente zur Anwendung kommen. Außerdem muss der Abschnitt 8.6.4 von DIN EN 61439-1 (VDE 0660-600-1):2012-06 erfüllt werden.
Über den Autor
hoermann
Werner Hörmann

Gelernter Starkstrommonteur und dann viele Jahre als Projektant für Schaltan­lagen und Steuerungen bei Siemens tätig. Aktive Normung in verschiedenen Komitees und Unterkomitees der DKE. Seine Spezialgebiete sind u. a. die Er­richtungsbestimmungen nach DIN VDE 0100 (VDE 0100) – insbesondere Schutz gegen elektrischen Schlag –, die Niederspannungs-Schaltanlagen nach DIN EN 60439 (VDE 0660-500 bis -514) oder das Ausrüsten von elektrischen Maschinen nach DIN EN 60204-1 (VDE 0113-1). Werner Hörmann ist Verfasser zahlreicher Beiträge in der Fachzeitschrift »de« sowie Autor diverser Fachbücher.

Newsletter

Das Neueste von
elektro.net direkt in Ihren Posteingang!