Praxisfrage

Arbeiten und Prüfen einer EFKffT – Nachfrage

C.H. aus Baden-Württemberg | 23.02.2016

Ich habe eine Nachfrage zum Praxisproblem Darf eine EFKffT ohne Aufsicht arbeiten? Ich wollte jetzt unter dem Artikel keine Kommentierung vornehmen. Allerdings hat Herr Klar nach unserer Meinung einen erheblichen Punkt nicht beantwortet, denn es war nicht nur nach Arbeiten, sondern auch nach Prüfen gefragt. Nach unserer Auffassung kann eine EFffT niemals eine befähigte Person nach TRBS 1203 darstellen. Diese Darstellung bestätigte auch Burkhard Schulze bei unserer Technischen Beratertagung des ZVEHs Anfang dieses Monats. Auch haben »wichtige Personen« der BG ETEM dieses in Gegensatz zu früheren Darstellungen der BG bereits (zumindest verbal) kundgetan. Leider fehlt an dieser Stelle noch ein entsprechendes Dokument der BG ETEM. Nach der Betriebssicherheitsverordnung dürfen Prüfungen nur durch Befähigte Personen durchgeführt werden, die TRBS 1203 beschreibt genau die Anforderungen an Befähigte Personen bei vorliegen von elektrischen Gefährdungen. Hier wird eindeutig eine elektrotechnische Berufsausbildung, ein elektrotechnisches Studium oder eine vergleichbare Qualifikation gefordert. Vergleichbar mit einer Ausbildung oder einem Studium kann jedoch niemals ein 2-Wochen-Kurs (für Handwerk nach BGG 944) sein. Unter »vergleichbar« ist viel mehr zu verstehen, dass die betreffenden Personen sich mittels des Qualifikationsanerkennungsgesetzes eine im Ausland erworbene Qualifikation als Vergleichbar mit einer deutschen Ausbildung haben anerkennen lassen. Wir haben dazu eine Information erstellt, welche ich Ihnen im Anhang beigelegt habe. Ich denke, es wäre sinnvoll, die Beantwortung der Frage im Online-Artikel entsprechend zu ergänzen. C.H., Nordrhein-Westfalen

Expertenantwort vom 10.08.2016

Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Markus Klar, LL.M.

EABCon-Ingenieurbüro Klar - Consulting Elektrotechnik-Arbeitsschutz-Betriebsorganisation. Der Berufsausbildung bei der Deutschen Post folgten eine Fortbildung zum Service-Techniker sowie eine Ausbildung zum staatlich geprüften Elektrotechniker. Anschließend studierte er Wirtschaftsingenieurwesen sowie Wirtschaftsrecht mit Schwerpunkt Arbeitsrecht als Master of Laws. Er ist sowohl Sicherheitsingenieur (Fachkraft für Arbeitssicherheit) als auch Arbeitssystem-Organisator sowie Organisations-Referent nach REFA und Mitglied im VDE e.V. Langjährig ist er ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Gera, seit 2011 am Landesarbeitsgericht Thüringen. Markus Klar ist als Autor und freiberuflicher Ingenieur mit dem Schwerpunkt rechtssichere Betriebsorganisation, Arbeitsschutz und Elektrosicherheit beratend tätig.

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Kommentare aus der Community (2)

T. P.

Baden-Württemberg

03.02.2022

11:40 Uhr

Guten Tag, ist die beschriebene Auslegung von Herrn Klar noch allgemein gültig, nachdem die DGUV Information 203-071 von 01/2020 auf Seite 22 wörtlich beschreibt: "Elektrotechnisch unterwiesene Personen und Elektrofachkräfte für festgelegte Tätigkeiten erfüllen nicht die vorgenannten Anforderungen an Prüfpersonen, um wiederkehrende Prüfungen von elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln eigenverantwortlich durchführen zu können. " Das schließt für mich aus, dass ich als vEFK, eine EFKffT dazu befähigen kann wiederkehrende Prüfungen selbstständig durchzuführen. Demnach dürfen nur vollständig ausgebildete EFKs eigenständig Prüfungen durchführen (inklusive Bewertung und Dokumentation).
R. S.

18.11.2019

09:30 Uhr

Die angesprochene Problematik ist nicht von der Hand zu weisen.
Auch wenn die theortisch angestrebte Qualifikation ein Prüfen zulässt, so zeigt sich in der Praxis, dass mit der EFKffT regelmäßig und skrupellos Schindluder getrieben wird.
Das zeigt sich in den angebotenen (Zusatz-)Ausbildungen und auch im erlernten und umsetzbaren Wissen der Absolventen.
Angebotene Ausbildungen haben meiner Ansicht nach oft nur Alibicharakter.
2-3 Wochen - selbst als Crashkurz - können nie und nimmer 3,5 Jahre Ausbildung (und die damit verbundene Übungen in Theorie und Praxis) ersetzen. Auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass eine EFKffT nur einen Teil der Kenntnisse benötigt.
ZB im Bereich Veranstaltungstechnik wird den Azubis suggeriert, sie seien nach erfolgreichem Abschluss: Elektrofachkraft für Veranstaltungstechnik - (O-Ton Berufsschullehrer). Kein Ton von "für festgelegte Tätigkeiten" - auch nicht in der Praxis.
Auch im Betrieben gehen die Absolventen mit dieser Tatsache hausieren.
Beim Abfragen der Kenntnisse jener jungen Menschen schlage ich regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammen. Trivialste Dinge wie einen Spannungsabfall einer Leitung zu berechnen stellt selbige in der Regel vor eine unlösbare Aufgabe. Wobei dies kein exemplarischer Einzelfall zu sein scheint.
Wie wollen derart ausgebildete Menschen je elektrotechnische Prüfungen durchführen die einer fachlichen Überprüfung standhalten - geschweige denn ihre durchgeführten Prüfungen ordentlich interpretieren?
Meist liegt der Kenntnisstand pratisch und theoretisch im Bereich einer EUP.
Regelmäßig bekomme ich Kenntnis von diletantischen Installationen ausgeführt von EFKffTs was mir meine Sichtweise bestätigt.
Natürlich liegt es in der Verantwortung des Unternehmers resp. seiner VEFK eine EFKffT passend einzusetzen.
Aber in der Praxis dürfte der Tenor: "der ist Elektro-Fachkraft - der kann das" immer noch (und auch weiterhin) wie ein Dogma in den Köpfen vieler Verantwortungsträger ohne Elektrotechnische Ausbildung zu stecken.
Und das, obwohl immer und immer wieder zu Recht erklärt wird: "es gibt keine universelle EFK". Aber selbst VEFks werden nach dieser Devise eingesetzt.

Solange Begriffllichkeiten unter Verwendung von "Elektro oder Elektrofachkraft... " wie EUP, EFKffT... zur Kennzeichnung von Qualifikationen um die Elektroberufe eingesetzt werden, solange werden "findige = ignorrante" Unternehmer und Verantwortungsträger bestrebt sein, den Schindluder weiter zu treiben - denn: wo kein Kläger, ist kein Richter - es geht ja meistens gut.

Dies setzt sich - um ein wenig off-topic zu plaudern - in vielen Bereichen unserer anspruchsvollen Elektrotechnik fort. Gefährdungsbeurteilungen, Dokumentationen,, Auf- und Weiterqualifikationen, Qualifikationserhalt, Jahresunterweisungen sind nach wie vor Stiefkinder in kleinen Betrieben und im Bereich der öffentlichen Hand wie Städten und Kommunen - Ausnahmen mögen die Regel bestätigen.

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