Home Praxisprobleme Sonstige Elektroinstallationsthemen Leitung zwischen Zähler und Sicherungskasten

Praxisfrage

Leitung zwischen Zähler und Sicherungskasten

Muss die Zuleitung vom Zähler zum Sicherungskasten in einem Einfamilienhaus mit  starrem Leiter ausgeführt sein oder kann sie auch flexibel sein? Der Leiterquerschnitt verändert sich ja nicht und die vorschriftsmäßige Installation erfordert ja sowieso mit Ader­endhülsen.

D. V., Niedersachsen

Expertenantwort vom 07.11.2024
Schmolke_Herbert
Dipl.-Ing. Herbert Schmolke

Studium der Energietechnik. Jahrelange Tätigkeit in einem größeren Planungsbüro für Großindustrieplanung und Sonderbau. Er war auch einige Jahre als Berufsschullehrer bei einem privaten Bildungsträger tätig. Seit über 15 Jahren im Einsatz bei VdS Schadenverhütung, Köln. Dort zuständig für die Anerkennung von Experten auf dem Gebiet der Elektrotechnik. Mitarbeit in zahlreichen Normungsgremien und DKE-Arbeitskreisen.

DIN 18015-1, VDE-AR-N 4100, DIN VDE 0100-520, VDE 0298-565-2, VDE 0298-3

Normative Vorgaben

Grundsätzlich wäre es möglich, für den Leitungsabschnitt zwischen Zählerverteilung und Stromkreisverteiler flexible, mehradrige Leitungen zu verwenden. In DIN 18015-1 (Elektrische Anlagen in Wohngebäuden), Abschnitt 5.2.5 heißt es lediglich: »Vom Zählerplatz ist für jede Wohnung eine Leitung mit 3 Außenleitern (3L, N, PE) und einer zulässigen Strombelastbarkeit von mindestens 63 A zum ersten Stromkreisverteiler vorzusehen.«

Auch in VDE-AR-N 4100 (Technische Regeln für den Anschluss von Kundenanlagen an das Niederspannungsnetz und deren Betrieb), Abschnitt 8 sowie in den Technischen Anschlussbedingungen der Netzbetreiber findet man hierzu keine anderslautende Anforderung. Allerdings muss bei der Wahl flexibler Leitungen einiges beachtet werden. Zunächst wäre die Forderung nach einer Leitung zu berücksichtigen, die bei den gegebenen Verlegebedingungen eine Stromtragfähigkeit von mindestens 63 A aufweist. In DIN VDE 0100-520, Abschnitt 521.9.1 wird darüber hinaus Folgendes festgelegt: »Flexible Leitungen dürfen für das feste Verlegen verwendet werden, wenn die Bestimmungen dieser Norm und der Normen DIN EN 50565-2 (VDE 0298-565-2) oder DIN VDE 0298-3 (VDE 0298-3) berücksichtigt werden.«

Die erwähnten Normen tragen folgende Titel:

  • VDE 0298-565-2: »Kabel und Leitungen – Leitfaden für die Verwendung von Kabeln und isolierten Leitungen mit einer Nennspannung nicht über 450/750 V (U0  / U) – Teil 2: Aufbaudaten und Einsatzbedingungen der Kabel- und Leitungsbauarten nach EN 50525«
  • VDE 0298-3: »Verwendung von Kabeln und isolierten Leitungen für Starkstrom­anlagen – Teil 3: Leitfaden für die Verwendung nicht harmonisierter Starkstromleitungen«.

In beiden Normen findet man entsprechende Leitungstypen, deren Eignung man für die fragliche Anwendung überprüfen muss. Die Grenzwerte (wie Strombelastbarkeit, Biege­radien und Grenztemperaturen), die dort für den gewählten Leitungstyp erwähnt werden, sind natürlich zu beachten.

Weiterhin heißt es in DIN VDE 0100-520, Abschnitt 521.9.5: »Flexible Leitungen dürfen nicht für die feste Verlegung verwendet werden, es sei denn, sie befinden sich in einer Umhüllung, die einen mechanischen Schutz bietet, außer wenn sie zum Anschluss fest installierter Betriebsmittel verwendet werden. In diesem Fall müssen sie mindestens für mittlere Beanspruchung geeignet sein. Flexible Leitungen für schwere Beanspruchung sind zur Verwendung für die feste Verlegung in zeitweise errichteten Gebäuden geeignet.«

Besonderheiten flexibler Leitungen

Unterm Strich bedeutet dies, dass flexible Leitungen unter bestimmten Voraussetzungen und bei Einhaltung von Anforderungen aus DIN VDE 0100-520 (sowie bei Beachtung der zusätzlich dort erwähnten Normen) für die feste Verlegung verwendet werden dürfen. Bei der festen Verlegung mit flexiblen Leitungen ist nach der Normanforderung zu beachten, dass flexible Leitungen, sofern sie für die feste Verlegung vorgesehen sind, in einer Umhüllung zu führen sind, die einen mechanischen Schutz bietet. Es sei denn, sie werden zum Anschluss fest installierter Betriebsmittel verwendet. In diesem Fall müssen sie allerdings mindestens für mittlere Beanspruchung geeignet sein (z. B. H05SS-F oder H05Z1Z1 oder NSSHÖU).

Auch die Befestigung von flexiblen Leitungen ist nicht unproblematisch, da sie naturgemäß zum Durchhängen neigen und somit an den Befestigungspunkten dauerhaft einen unzulässigen Druck ausgesetzt sein können. Daher ist eine Verlegung in einer stabilen Umhüllung (Installationsrohr oder -kanal) sinnvoller. Auch der Biegeradius ist nach DIN VDE 0100-520, Tabelle 1 bzw. DIN VDE 0298-3, Tabelle 3 zu beachten, sowie bei Wohngebäuden die Stromtragfähigkeit nach DIN 18015-1.

Starre Leitungen sind bessere Wahl

Abschließend muss natürlich die Frage gestellt werden, warum überhaupt eine flexible Leitung gewählt werden soll. Dass typischerweise eine starre Leitung (z. B. NYM) bzw. ein starres Kabel (NYY) gewählt wird, hängt nicht damit zusammen, dass irgendjemand keine flexiblen Leitungen mag, sondern ist auf alle Fälle der Tatsache geschuldet, dass starre Kabel und Leitungen für die feste Verlegung bedeutend besser geeignet sind.

Herbert Schmolke

PP24129


Newsletter

Das Neueste von
elektro.net direkt in Ihren Posteingang!