Praxisfrage

Technische Dokumentation einer neu errichteten Anlage

M. R. aus Baden-Württemberg | 18.09.2013

Unsere neue Wohnung steht kurz vor der Abnahme. Die Baufirma verweigert die Herausgabe der Installationspläne. Wir möchten wissen, wo die Elektroleitungen in den Trockenbauwänden verlaufen. Laut dem Fachbeitrag »Übergabe von Dokumentationen an den Betreiber bzw. Eigentümer« in »de« 5/2008 haben wir Anspruch auf eine korrekte Anlagendokumentation. Wir kündigten der Baufirma, die Abnahme unsererseits ohne vollständige Dokumentation nicht denkbar. Die Baufirma betrachtet dies nicht als Mangel und zwingt uns zur Abnahme oder Kauf-Rückabwicklung. Deswegen wollen wir nun rechtliche Schritte gegen die Baufirma einleiten und möchten daher wissen, ob die Aussagen im oben genannten Fachbeitrag auch heute noch zutreffen. M. R., Baden-Württemberg

Expertenantwort vom 04.04.2014

VdS-anerkannter Sachverständiger zum Prüfen elektrischer Anlagen, Duisburg

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Kommentare aus der Community (8)

J. S.

Nordrhein-Westfalen

18.11.2019

08:51 Uhr

Wo jede Leitung liegt wird üblicherweise nicht in die Doku eingetragen.
Doku der Erdungsanlage, da sieht es anders aus. Möglichst Bilder, Zeichnungen ...
http://www.elektro-plus.com/pdf/dokumentation-erdungsanlage.pdf
P. G.

Nordrhein-Westfalen

18.11.2019

08:51 Uhr

Guten Tag, bezugnehmend auf den obigen Beitrag in "de" habe ich folgende Fachfrage.
Im Mai 2008 wurde von Herrn H. Blum ein Artikel zu den Praxisproblemen veröffentlicht. Hiern wurde die Herausgabe von Dokumentationen bei einem Neubau durch einen Bauträger erläutert.
Die Praxis sieht jedoch so aus, dass die Bauträger noch immer dies Protokolle verweigern.
Ich sehe dies als ein grundsätzliches Problem an und beabsichtige einen Anwalt zu informieren.
Gibt es von Seitens der Redaktion und Ihren Experten hierfür bereits Urteile?
Unter Umständen würde ich hierfür auch ein Grundsatzurteil anstreben.
In meinem Fall verweigert der Bauträger das VDE 0100 Teil 610 Protokoll indem er mich belächelt und er von einer klaren Rechtslage ausgeht, indem kein Unterlagen dem Endkunden aushädigen muss.
A. H. t. D. Z.

Sachsen

18.11.2019

08:51 Uhr

Im DE 7.2014 wurde durch den SV Bluhm auf die Frage vom Grundsatz her richtig eingegangen.

Das konkrete Problem liegt darin, daß im Wohnungsbau oder auch im Eigenheimbau der Umfang der zu liefernden Dokumentation in Normen nirgendwo konkret festgelegt ist.
Bei Wohnungen Häusern von der Stange ist es üblich, daß auch nur der Ausstattungsgrad, Anzahl der Steckdosen, Dosenauslässe u.s.w. für Räume vorgegeben wird. Das ist dann alles was der Elektroinstallateur als Auftrag erhält.
Da es sich vom Grundsatz her um einfache Stromkreise handelt wird er diese
dann nach Gutdünken ohne Plan verlegen, gegebenenfalls nach mündlichen Absprachen .
Die Einhaltung der gängigen Normen liefert der Elektroinstallateur mit dem Übergabeprotokoll und Prüfbericht laut VDE 0100-600 : 2008 -06.
Im normativen Anhang NB ist eine Übergabe von Installationsplänen nicht gefordert.
Selbst zu den Meßwerten steht :"Eine Dokumentation aller einzelnen Messwerte ist nicht gefordert".
Band 13 der VDE Schriftenreihe enthält mit Bezugnahme auf VDE 0105.-100 folgendes
"4.7 Schaltpläne und Unterlagen
Es müssen aktuelle Schaltpläne und Unterlagen für die elektrische Anlage verfügbar sein.
Für den sicheren Betrieb der elektrischen Anlage sind aktuelle Schaltpläne und Unterlagen von wesentlicher Bedeutung. Zu Unterlagen zählen z. B. Betriebshandbücher, Betriebsanleitungen, Checklisten, Tabellen mit Einstellwerten. Schaltpläne und Unterlagen sind z. B. notwendig bei:
• Schalthandlungen
• Prüfungen
• Fehlersuche und -beseitigung
• Änderungen und Erweiterungen
Abhängig von Art, Umfang und Nutzung der elektrischen Anlage sind unterschiedliche Ausführungen der Dokumentation möglich und sinnvoll.
VDE 0100-510 enthält unter "5.14. Schaltpläne und Dokumentation
... Bei einfachen Anlagen dürfen dies Angaben in Form einer Liste gemacht werden."
Zur genauen Lage von Betriebsmitteln gibt es in DIN 18015 die Installationszonen.

Wer also mehr an Dokumentation möchte, muß das gegebenenfalls vorher mit dem Installateur gegen Aufpreis vereinbaren oder vorher einen Fachplaner einschalten.

Ich würde mir auch wünschen, daß die Dokumentationspflicht anders wäre, da in meiner Funktion als Prüfer hier oft ungeahnte Hindernisse auftreten.

Im konkreten Fall die Herausgabe einer 3 D Installationszeichnung aller Wände zu verlangen wird wohl kaum erreichbar sein.
P. G.

Baden-Württemberg

18.11.2019

08:51 Uhr

Hallo nach Sachsen,
erstmal danke ich Ihnen für Ihren ausführlichen Kommentar. In meinem Fall sieht es so aus, dass in Baden-Württemberg von einem Bauträger 3 Wohnhäuser mir je 5 Wohnungen gebaut wurden. Hierzu stellte ich u.a folgende Mängel fest (Errichtung Sommer 2011) : 1 FI pro Wohneinheit, gefordert sind 2 nach 18015, Erdungsfahne korridiert, Messprotokoll nach VDE 0100 Teil 600 und Dokumentation der Erdungsanlage wird nicht übergeben, dazu ist der mit SLS 50A der FI 40A Typ A vorgesichert und mit abgehend 4x LS-B16A verdrahtet. Hinzu kommt noch, dass die Edelstahlwasserleitung und die Kupfergasleitung im Gebäude nicht geerdet ist. Somit kann wird der FI bei Vollauslastung der Sicherungen überlastet. Im Bauwerksvertrag wurde neben einer minimal ausgestatteten Auflistunge der Betriebsmittel auch die einhalten der DIN und DIN VDE Vorschriften, sowie die Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik versichert. Der Bauträger verweigert nun die Herausgabe der Messprotokolle und eine Nachbesserung, da wie Sie es beschrieben nicht vertraglich vereinbart wurde. Ich berufe mich jedoch auf § 13 der NAV, worin der Anschlussnehmer haftet und für die Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik verantwortlich ist. Dies ist jedoch ohne ein Messprotokoll nicht möglich. ?!? Nach DIN VDE 0100-600:2008-06 61.4.4 muss der Errichter geforderten Aufzeichnungen dem Anlagenbetreiber übergeben. Dies wurde mich auch durch 2 Sachverständigen telefonisch bestätigt. Wie kommen Sie nun zu Ihrer Glaubhaft gemachten Rechtsauffassung?
A. H.

Sachsen

18.11.2019

08:51 Uhr

Hallo liebe Leser und Aktive Schreiber,

zuerst vielen Dank für den weiteren Diskussionseinstieg. Das zeigt, daß meine Einschätzung doch die Praxis wiedergibt. Von Rechtsauffassung möchte ich nicht sprechen, da ich weder Richter noch Gericht bin noch in diesem konkreten Fall ein Urteil kenne, daß konkrete Forderungen im besagten Fall von Wohnungen stellt.

Ich kann nur das widergeben, was ich täglich erlebe.

Bei meinem EFH, Fertighaus von der Stange vom Bauträger mit Musterbaubeschreibung erhielt ich vor 13 Jahren beim Einzug ebenfalls lediglich die Belegungsliste der Sicherungen der Hausverteilung und die Errichtererklärung und den Verweis auf die DIN 18015. Eine Vereinbarung von Sonderleistungen über Pläne war nicht mehr möglich, da die Wände vorgefertigte Wände mit einbetonierten flexiblen Installationsrohren sind. Zum Zeitpunkt des Kaufes stand der Rohbau schon.

Da blieb mir nur üblich jeden Tag auf der Baustelle zu erscheinen und zu fotografieren,wo Zwischenverteilerdosen liegen und wo nicht. Vielleicht hätte man das auch vom Elektroinstallateur durch Vereinbarung vorher verlangen können, dann aber sicher gegen deftigen Aufpreis. Elektroinstallation im Wohnungsbau ist gegenwärtig relativ preiswert, weil eben keine umfängliche Dokumentation gefordert ist. Wenn man die haben wollte sehe ich einen großen Kostensprung, 100 % sind bestimmt nicht unrealistisch.

Ein wesentliches Dokument, daß erstellt werden muß ist die sogenannte Anmeldung zum Netzanschluß gemäß TAB und VDE ARN 4101. Diese ist Voraussetzung damit der Netzbetreiber den Zähler einbaut und muß beim Elektroinstallateur vorliegen.

Auf dieser muß dieser vorher die ordnungsgemäße Errichtung der Anlage bestätigt haben. Da das Dokument vorliegt wäre eine Herausgabe einer Kopie einklagbar. Falls der Elektroinstallateur dem nicht folgt sehe ich auch die Möglichkeit sich diese ANA unter Berufung auf die Funktion des Anschlußnehmers beim Netzbetreiber zu besorgen. Mir sind ANA von EVU bekannt in denen beim Abschnitt Inbetriebsetzung Formulierungen enthalten sind, daß "Prüfungsergebnisse dokumentiert werden".

Auf der Basis kann man dem EVU mitteilen, daß das eine Prüfung mit Dokumentation der Ergebnisse nicht erfolgt ist und das EVU auffordern beim Installateur die Prüfungsergebnisse abzufordern, wenn berechtigte Vermutungen bestehen, daß die Anlage unsicher ist. Ich hatte im letzten Jahr zwei Fälle in Sachsen mit groben Mängeln, bei denen nach Einschaltung des EVU der betreffende Installateur sehr schnell wieder gesprächsbereit wurde. Das wird aber nicht funktionieren wenn es keine groben Mängel gibt.

Aus der Forderung aus NAV § 13 an den Anschlußnehmer folgt nicht, daß ihm alles was er zum ordnungsgemäßen Betrieb der Anlage braucht kostenfrei auf dem goldenen Tablett serviert wird. Er muß sich bei einem Neubau vor Baubeginn darüber Gedanken machen und alles so steuern, daß es am Ende so wird, wie er es gern möchte.

Auch in großen Objekten wie Hotels, Kongreßzentren, Kaufhäusern oder Krankenhäusern gibt es allgemein keine Pläne hinter welcher Wand welches Kabel liegt. Es gibt dreipolige Stromlaufpläne, Schemata der Verbindung von Etagenverteilern aus denen in vielen Fällen auf die ungefähre Lage von Kabeln auf Kabelbahnen oder Leitungen in Wänden geschlußfolgert werden kann, aber bis ins letzte Detail sind diese Angaben auch dort nicht vorhanden. Wenn der Betreiber zu seiner Anlage mehr wissen will oder auch nach NAV muß und dies vorher nicht bedacht hat, bleibt ihm nur der Weg diese Dokumente im Nachgang durch einen Fachmann auf eigene Kosten erstellen zu lassen.

Die beschriebenen offensichtlichen Mängeln Rost am FUE oder Nichtbeachtung der Selektivität von Abschaltorganen sollten dagegen auch gegen Einbehaltung eines angemessen Preises für das nicht erbrachte Werk zur Abklärung oder Nachbesserung eingefordert werden. Bei den FI, RCD würde ich mich entsprechend Ausstattungsgrad an den Vorgaben von RAL für unabhängige Stromkreise orientieren. Nach meine Auffassung sind in Wohnungen mindestens 4 RCD notwendig, je zwei für Steckdosenstromkreise und zwei für Lichtstromkreise, damit es bei einem Fehler in der Nacht nicht gänzlich dunkel wird, Sicherheitsfrage und beim Ausfall eines Steckdosenkreises noch andere Steckdosen betriebsfähig bleiben.

Das sollte man bei Uneinigkeit einmal ein Gericht entscheiden lassen.
P. G.

Baden-Württemberg

18.11.2019

08:51 Uhr

Mittlerweile beauftragte ich einen Fachanwalt für Baurecht, dieser jedoch wiederum elektrotechnischer Leihe ist. Laut des gegnerischen Anwaltes und einer Besichtigung der mit den Veranwortlichen (Bauträger, Elektriker, Hausverwalter) weist die Wohnung keine Mängel, bis auf einen fehlenden FI zur Zeit des Vertragsschlusses auf. Nach weiterem Schriftwechsel weist der Bauträger wiederum alle Schuld von sich und lässt durch seinen Anwalt übermitteln, dass die Wohnung mängelfrei übergeben wurde. (Widerspruch zu kostenlosem zusätzlichen FI Einbau in mehreren Wohungen). Der Herd läuft ohne FI, Licht und Steckdosenstromkreise nicht getrennt. Über den zusätzlichen 2-poligen FI läuft nun Bad, Flur und Abstellraum, diese Räume laufen wiederum über einen LS-B16A. Dies finde ich wiederum unglücklich gewählt. Zusätzlich klage ich nun beim Amtsgericht ein Nachweis über die fachgerechte Errichtung der Erdungsanlage und Messprotokolle. Zudem fand ich bei der Fa. Kleiske noch einen interessanten Bericht über die Erdungsproblematik von Metall-Kaminen. Um diesen Punkt erweitere ich nun meine Forderungen.

Mir scheint es so, dass diese alltäglichen Problematiken, insbesondere die Messprotokolle / min. 4-reihige Wohnungsverteiler nach DIN 18015-2 viel zu selten vor Gericht ausgetragen werden.

BGH, Urteil vom 14.05.1998 - VII ZR 184/97 (zur Festlegung der Mangelfreiheit)
"..Der Besteller kann redlicherweise erwarten, daß das Werk zum Zeitpunkt der Fertigstellung und Abnahme diejenigen Qualitäts- und Komfortstandards erfüllt, die auch vergleichbare andere zeitgleich fertiggestellte und abgenommene Bauwerke erfüllen. Der Unternehmer sichert üblicherweise stillschweigend bei Vertragsschluß die Einhaltung dieses Standards zu. Es kommt deshalb im allgemeinen auf den Stand der anerkannten Regeln der Technik zur Zeit der Abnahme an ..."
D. H.

Rheinland-Pfalz

18.11.2019

08:51 Uhr

Guten Abend, leider habe ich kaum Ahnung von Elektrik und einen Elektriker (vom Unternehmer beauftragt) der sehr Nachlässig seine Arbeiten durchführt. Strom und Netzwerk Kabel wurden am künftigen Platz wo der Zählerkasten hinkommt, nicht zusammengebunden und lagen lose auf dem Boden, so das die Verputzer darauf herumgetreten sind. Kabel für die Steuerung der Fußbodenheizung liegen neben dem Kasten und nicht darin. Freitag kommt der Estrich und wenn der estrich drin ist kann man die Kablel schlecht noch da hin legen. Ein vom Verputzer beschädigtes Kabel (blaue Litze ist beschädigt, im künftigen Estrichbereich) wurde nur mit Isolierband ausgebessert. Ich habe ja ein Anrecht auf ein Übergabeprotokoll und Prüfbericht laut VDE 0100-600, doch wie kann ich sicher sein das eine Prüfung statt gefunden hat?

Mit freundlichem Gruß D.H.
P. G.

Baden-Württemberg

18.11.2019

08:51 Uhr

Urteil des Amtsgerichts Bretten mit dem Az. 1 C 373/14: Ohne elektrische Unterlagen einer Eigentumswohnung ist der sichere Betrieb nicht möglich. Sowohl ein Richter am Amtsgericht, als auch drei Berufungsrichter kamen einstimmig zu dem Ergebnis, dass ein Herausgabeanspruch auch ohne Vereinbarung im Kaufvertrag besteht. Daraufhin wurde die Berufung von der Beklagten zurück genommen.
Zudem wurde die Einhaltung der DIN und DIN VDE Bestimmungen vereinbart. Es wurde festgestellt, dass in DIN 18015 mindestens 4-reihige Stromkreisverteiler einzubauen sind. Installiert wurden lediglich 3-reihige Stromkreisverteiler. Auch wenn momentan kein technischer Mangel besteht wurde der Kaufvertrag nicht vollständig eingehalten.

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