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Energieautarkes Mehrfamilienhaus mit Pauschalmiete und Energieflatrate

Infrarotheizung als kostengünstige und energieeffiziente Alternative

So wird das erste hochgradig energieautarke Mehrfamilienhaus mit 12 Wohnungen  und Infrarotheizung im sächsischen Niesky aussehen.
So wird das erste hochgradig energieautarke Mehrfamilienhaus mit 12 Wohnungen im sächsischen Niesky aussehen.
(Bild: Timo Leukefeld GmbH)

Der Energieexperte Prof. Dipl.-Ing. Timo Leukefeld aus dem sächsischen Freiberg hat ein Konzept für hochgradig energieautarken Mehrfamilienhäuser entwickelt. Für Bauunternehmen und Bewohner bietet es gleichermaßen diverse Vorteile. Der größte davon ist die Pauschalmiete mit Energieflatrate, die dank großer Photovoltaikanlagen, Stromspeicher, Autarkieboiler und Infrarotheizungen möglich ist.

Vor dem Hintergrund einer kriselnden Bauwirtschaft auf der einen Seite sowie steigenden Mietnebenkosten auf der anderen Seite haben sich Matthias und Thomas Schur, Geschäftsführer der Siegfried Schur Baubetrieb GmbH im sächsischen Boxberg, von dieser Idee inspirieren lassen. In Niesky im Landkreis Görlitz bauen sie nun das sachsenweit erste Mehrfamilienhaus mit diesem Energiekonzept. Grundsteinlegung ist am 13. Juni 2024. Im März kommenden Jahres soll das Gebäude mit 12 Wohnungen bezugsfertig sein.

Stromdirektheizungen als technische Heizoption im Gebäudeenergiegesetz

Elektrisch betriebene Infrarotheizungen sind schon seit rund 30 Jahren im Markt, vielen sind sie als Zusatzheizung in wenig genutzten Räumen bekannt. Durch die veränderten Rahmenbedingungen wie bessere Dämmstandards und mehr erneuerbare Energien im Stromnetz etablieren sie sich seit ein paar Jahren immer stärker als Hauptheizung in Gebäuden. Dies zeigt sich auch in dem zum 1. Januar dieses Jahres geänderten Gebäudeenergiegesetz (GEG), das umgangssprachlich als Heizungsgesetz bezeichnet wird. Darin sind Stromdirektheizungen, zu denen Infrarotheizungen zählen, eine technische Option, um mit mindestens 65 % erneuerbaren Energien zu heizen. Dies fordert der Gesetzgeber im Sinne der Energiewende und des Klimaschutzes.

Timo Leukefeld, der seit 30 Jahren in der Energiebranche tätig ist, setzt seit etwa fünf Jahren auf hocheffiziente Infrarotheizungen und begründet dies wie folgt: »Infrarotheizgeräte sind in den Anschaffungs- und Folgekosten günstig, sie sind einfach und schnell zu installieren sowie wartungsfrei, was bei dem Handwerkermangel ein großer Vorteil ist. Es sind keine aufwändigen Leitungen nötig und sie halten drei Jahrzehnte.« Nicht zu vergessen die angenehme Strahlungswärme, die an die Wärme von Kachelöfen erinnert, und die bei Bedarf innerhalb weniger Minuten zur Verfügung gestellt wird, ergänzt er. Auch die Luftqualität ist besser, da Infrarotheizungen keinen Staub aufwirbeln.  

Der international bekannte Energieexperte kombiniert sie mit großen Photovoltaikanlagen, einem Stromspeicher für die Zwischenspeicherung des Solarstroms, der gerade nicht im Haus verwendet werden kann, und Autarkie-Boilern für die dezentrale Warmwasserbereitung. So lassen sich Autarkiegrade in der Energieversorgung von 50 % und deutlich darüber erreichen.

Heizen verliert an Bedeutung

Generell ist Leukefeld davon überzeugt, dass das Thema Heizen an Bedeutung verlieren wird, da die Winter durch den Klimawandel milder und die Gebäudehüllen immer besser werden. Das Autarkie-Konzept überzeugte die Brüder Schur, zumal sie durch die Pauschalmiete, die sich so erreichen lässt, auch deutlich weniger Aufwand für die jährlichen Nebenkostenabrechnungen haben werden.

Mit dem Neubau in Niesky schließen sie eine Baulücke. Dort wo vorher eine alte Gastwirtschaft stand, war im März dieses Jahres Baubeginn für ein modernes Mehrfamilienhaus mit 12 Mietwohnungen mit jeweils drei Zimmern. Etwa 1.100 Quadratmeter beheizte Fläche auf drei Etagen wird das Gebäude haben. Ausgestattet mit einer sehr guten Hülle, soll der Energiebedarf für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom bei nur 28,9 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr liegen, hat Timo Leukefeld errechnet.

Auf dem Dach ist eine Photovoltaikanlage mit 134 KW Leistung geplant. Sie wird einen Großteil des Stroms für die Infrarotheizungen in allen Wohnungen, Warmwasserbereitung sowie den Haushalts- und Technikstrom erzeugen. In der Tiefgarage ist für jede Mietpartei eine Ladeeinrichtung für Elektrofahrzeuge vorgesehen, so dass, wer will, auch mit Solarstrom Auto fahren kann.  

Pauschalmiete mit Energieflat dank solarem Energiekonzept mit Infrarotheizungen

Durch die große Menge an kostengünstigem Solarstrom und einen solaren Anteil von etwa 55 % in der Energieversorgung reduzieren sich die Energiekosten und sie sind langfristig planbar. Der restliche Netzbezug für 12 Wohneinheiten wird bei nur etwa 41.000 Kilowattstunden liegen. Das wiederum macht die Pauschalmiete inklusive der Energiekosten möglich. »Der Mietpreis in unserem hochgradig energieautarken Haus wird mit der Summe aus der Kaltmiete und den Nebenkosten wie Wasser-, Abwasser- und Stromkosten in anderen Neubauten definitiv vergleichbar sein, weil wir die Energie günstiger als Energieversorgungsunternehmen erzeugen können. Und dies auf mehrere Jahre fest«, sagt Matthias Schur. Pro Wohnung rechnet er für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom mit 60 bis 70 € Restenergiekosten im Monat.

Große Nachfrage nach modernem, bezahlbarem Wohnraum

Die Nachfrage nach den 12 Mietwohnungen ist schon kurz nach dem Bewerbungsbeginn hoch.

Die beiden Geschäftsführer sind jetzt schon sicher, dass es nicht das letzte Gebäude mit dem Energieautarkie-Konzept sein wird. Sie sparen sich künftig viel Zeit für die Nebenkostenabrechnungen, tragen zum Klimaschutz bei und sie wissen, dass das enttechnisierte Bau- und Energiekonzept auch bei Wohnungsgenossenschaften und anderen Kunden auf Interesse stoßen wird, zumal viele aufgrund Personalmangels die Technik in Gebäuden, wo möglich, schon heruntergefahren haben.

Über die Autorin
Autorenbild
Ina Röpcke

Fachjournalistin, München

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