Praxisfrage

Erhöhter Berührungsstrom an PC-Netzteil

K. S. aus Hessen | 28.07.2023

Ich messe an PC- und auch an Monitor-Netzteilen einen erhöhten Berührungsstrom (direkte Methode) nach DIN EN 50699 Abschnitt 5.6, wobei unserer Schutzleiter wohl ein Funktions-Schutzleiter ist. Hier haben wir beim PC 18 mA, beim Monitor 8 mA Berührungsstrom. Das Ganze ist reproduzierbar bei mittlerweile ca. 30 Geräten. Der Händler verweist auf verbaute Widerstände gegen den Schutzleiter von 0,47 kΩ und 1 kΩ. Eine Schutzklasse ist bei dieser Art Netzteilen meiner Meinung nach Interpretationssache: Stecker = Schuko, Bauart = schutzisoliert, Ausgang 12 V oder 19 V. Eine Schutzklasse ist nicht aufgedruckt. Auf dem Foto (Bild 1) sehen Sie zwei Netzteile, eines mit und eines nahezu ohne Berührungsstrom. Wie sehen Sie die Sache?

K. S., Hessen

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Expertenantwort vom 10.08.2023

Dipl.-Ing. Stefan Fassbinder

Studium der elektrischen Energietechnik. Jahrelange Tätigkeit in der Konstruktion und Entwicklung von Klein-, Ringkern- und Großtransformatoren sowie Relais. War 25 Jahre lang Berater für elektrotechnische Anwendungen beim Deutschen Kupferinstitut. Mitglied in der DKE-Kommission K 712 und im UK 221.2 sowie in mehreren Arbeitskreisen.

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Kommentare aus der Community (5)

k. s.

Hessen

06.11.2023

09:53 Uhr

Moin. Das dies PELV sein soll, ist klar. Eine Schutzleiterverbindung ist auch definitiv da, über Widerstand, lt Inverkehrbringer... (Ist PELV mit Widerstand definiert??) Das Kleinspannung aber nicht über Menschen fließt, ist mir neu. Natürlich macht sie das. Dies wissen wir durch Prof. Gottfried Biegelmeier, der sich in den 60/70ern kontrolliert selbst "durchströmt" hat. (s. Video auf Youtube) Daher kommen auch die 30mA vom RCD und unsere Berührungsspannungsgrenzen her. Ferner teile ich die Meinung nicht, die "Berührungsstrommessung wäre vollig falsch". Gerade diese Messung fördert die anliegende Spannung an den Tag! Ferner ist Sie bei der Geräteprüfung an Prüflingen mit Schutzleiter, der nicht meßbar ist, vorgeschrieben. So, wie in diesem Fall. Ich habe mir mittlerweile mir vom Inverkehrbringer schriftlich zusichern lassen, daß das so OK ist. Damit ist das rechtlich für mich geklärt. Es bleibt aber eine überflüssige, unsicher Lösung für mich. Ich prüfe etliche tausende Geräte pro Jahr.
Zwei Fabrikate dieser Art, sind mir aber erst untergekommen. Alle Anderen schaffen das sauber zu lösen und das ohne Berührungsstrom!
Eine "Safety extra low Voltage" sollte auch eine sein: Galvanisch getrennt. Und PELV in die Maschinen, da gibt es zusätzliche Schutzmaßnahmen und auch Prüfungen, das ist OK.
M. P.

Bayern

03.11.2023

08:45 Uhr

Hier handelt es sich wohl um "PELV" bzw. um eine Funktionserdung.
Der Kleinspannungs-Ausgang ist sicherlich geerdet, mehr oder weniger niederohmig.
Eine Berührstrom-Messung zu machen ist theoretisch also völlig falsch, denn den Berührstrom misst man ausschließlich an UNgeerdeten Teilen.
Um die Sicherheit nachzuweisen würde man also folgende Messungen machen:
1. PE (schlägt ggf. fehl, weil hochohmige Funktionserdung)
2. am allerwichtigsten: ISO L/N primär gegen Ausgang (weist die Schutztrennung nach)
3. Schutzleiterstrom
4. ggf. Ausgangsspannung (z.B. 12V).

Insgesamt muss man festhalten, dass diese Netzteile sich leider in keine der klassischen Schutzklassen (1,2,3) eindeutig einsortieren lassen und für den Prüfer eine große Herausforderung darstellen und tiefste Fachkenntnis erfordern.
Wird dennoch eine Berührstrom-Messung gemacht, fließt wegen der PE-Verbindung ein sehr hoher Strom. Die Messgeräte haben einen Widerstand von 1kOhm, der den berührenden Menschen simuliert. Bei 12V Ausgang erscheinen dann also I=U/R=12V/1kOhm=12mA auf dem Display. Bei 19V werden es 19mA sein.
Das ist aber eher ein "Messfehler", denn dieser Strom würde über einen Menschen niemals fließen, da Kleinspannung. Es ist hier zur Analyse des Gerätes also sinnvoll zu messen, ob am Ausgang tatsächlich die angegebene Spannung anliegt.
K. S.

Hessen

22.08.2023

13:33 Uhr

Hallo, auf dem Bild ist ja gar nichts an dem Netzteil angeschlossen. Um was geht es? Sicherheit? Ich kenne Kollegen, die solche Geräte Optisch prüfen - und sind - Fertig. Es gibt ein Fachbuch, da steht, das diese Geräte Schutztrennung haben und damit sicher sind. Punkt. Dann wäre das "in Augenschein nehmen" ja auch die Lösung. Für mich ist mit dem Widerstand, der es laut Inverkehrbringer ist, die SELV Schutztrennung aufgehoben. Diese ist allerdings als solche per Zeichen nicht ersichtlich. Messmethode ist definitiv direkt. Differnenzmethode könnte hier evtl. versagen, da Gleichspannung/-strom. Mich stört auch der Weg Rückwärts: Ich bringe ein PE Potential auf die Schwachstromseite. Und das kann im Fehlerfall auch mal wilde Spannungen haben!
J. S.

Nordrhein-Westfalen

10.08.2023

19:26 Uhr

Hallo,
ich sehe auf dem Bild keine berührbaren leitfähigen Teile, die nicht an den Schutzleiter angeschlossen sind. Auch bei vergleichbaren Netzteilen, die ich kenne, nicht. Ich sehe keinen Grund für die Berührungsstrommessung. Wenn, wie vermutet, ein Pol des Ausgangs geerdet ist, wäre es auch bei einer Funktionserdung für mich mehr ein Schutzleiterstrom. Da bin ich auf weitere Meinungen und den Fachbeitrag gespannt.
J. S.

Nordrhein-Westfalen

08.08.2023

23:44 Uhr

Hallo, Berührungsstrom wird an leitfähigen, berührbaren Teilen gemessen. Sowie nur Teile, die nicht an den PE angeschlossen sind.
Der nicht an die berührbaren Teile angeschlossene Schutzleiter hat somit keinen Einfluss auf die Messung. Ist hier ein Fehler in der Beschreibung? Vielleicht doch die Differenzstrommessung durchgeführt worden? Oder habe ich die Ffrage falsch verstanden?

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