Praxisfrage

Messungen pro Stromkreis bei Erstinbetriebnahme

T. M. aus Bayern | 01.10.2020

Wir errichten in einem kernsanierten Haus eine neue Elektroanlage. Nun entbrannte ein Streit zwischen Monteuren und dem Planer, ob es bei einer Prüfung nach VDE ausreicht, nur eine Steckdose (die entfernteste) pro Stromkreis zu messen. Folgende Messungen wurden pro Stromkreis ausgeführt: R_Iso, Schleifenimpedanz, Netzimpedanz, Auslösestrom der RCD, Auslösezeit der RCD und Niederohmigkeit des Schutzleiters – jedoch nur einmal pro Stromkreis. Ist dies ausreichend oder müssen bei einer Neuanlage alle Steckdosenanschlüsse geprüft werden?

T. M., Bayern

Expertenantwort vom 22.10.2020

Michael Lochthofen

Fachdozent für Elektrotechnik, VdS-anerkannter Sachkundiger im Bereich von EMV und Blitzschutz, Mebedo GmbH Koblenz

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Kommentare aus der Community (4)

A. H.

Sachsen

01.10.2020

17:51 Uhr

Nach VDE 0100 - 600 müssen nach VDE 0100 - 600 alle eingesetzten Betriebsmittel geprüft werden, d.h. grundsätzlich jede Steckdose. Beispiel bei einer Installation in einem Krankenhaus stellte sich ca. 2 Jahre nach der Inbetriebnahme in einem Stromkreis heraus, daß von mehreren in einem Stromkreis angeordneten Steckdosen eine falsch angeschlossen war, d.h. N und PE vertauscht.
Solange die Steckdose nicht betrieben wird, sind alle Kontakte gegeneinander Isoliert und der Fehler würde ohne Prüfung nicht festgestellt, ganz schlecht, wenn sogar L und PE vertauscht worden wären. Es müssen jedoch nicht alle Prüfungen die aufgeführt worden sind, an allen Steckdosen des Stromkreises durchgeführt werden.
Die Durchgängigkeit des PE richtet sich nach der Installationsart, Durchschleifen von Dose zu Dose oder Abzweig zu den Dosen aus Abzweigdosen in der Decke oder der Wand. Bei ersterem Verfahren würde der Nachweis des PE an der letzten Dose des SK durch Messung Rschl ausreichen. Der Nachweis der Durchgängigkeit des PE und des richtigen Anschlusses
könnten dann an den Dosen mit Durchgangsprüfung z.B. Anschluß eines BM ohne Messung erfolgen, rot / grün Prüfung. Bei der Installation mit Abzweigen, die längere Installationswege zuläßt, wäre aber eine Messung an jeder Dose erforderlich.
Anlog verhält es sich mit dem Nachweis der Abschaltung gegen Kurzschluß,
da an den Abzweigen ja Fehler vorhanden sein könnten.
Die Auslösung der RCD ist dagegen je SK nur einmal erforderlich laut Norm an einem beliebigen Punkt nach der RCD, zweckmäßig mit festem Differenzstrom z.B. 30 mA und Feststellung der Auslösezeit unmittelbar dem RCD in der UV. Dabei kann man beispielsweise auch beobachten, ob der RCD unabhängig vom Meßergebnis auch sofort fällt oder ob es sichtbare mechanische Verzögerungen gibt, die auf mögliche Probleme hindeuten, im gleichen beschriebenen Krankenhaus bei der ersten Wiederholungprüfung in 2018 bei ca. 20 RCD eines Herstellers beobachtet.
Damit ist das Kriterium der Norm, daß eine Auslösung spätestens bei
Bemessungsdifferenzstrom erfolgen muß vollumfänglich erfüllt. Ob der RCD auch bei geringerem Strom auslöst ist nicht gefordert nachzuweisen. Der Vorteil dieser Methode ist, daß man wie auch im Praxistip der der DGUV I 203 - 072 beschrieben dann bei immer gleichem Auslösestrom an Hand der Auslösezeiten RCD mit "verdächtig" langen Auslösewerten herauskristalisieren und nach möglichen Ursachen suchen kann.
Auch so etwas kann bei Erstprüfungen schon vorkommen. Zweiter Vorteil der Trennung von RCD Messung und sonstigen Messungen an den Dosen, man hat die Sicherheit, dass bei einem Fehler an der Dose bei nachfolgender Messung, die Abschaltung auch erfolgt.
Also zuerst die RCD in der UV messen, dann den Rest an den Dosen. Die Rsio Messung ist ebenfalls nur einmal am gesamten Stromkreis erforderlich, wenn vorher die Durchgängigkeit des PE nachgewiesen wurde.
J. S.

Nordrhein-Westfalen

01.10.2020

15:48 Uhr

Hallo, zur Ergänzung: Es ist beim De eine ganze Beitragsserie erschienen
https://www.elektro.net/89933/erstpruefung-elektrischer-anlagen/
Die weiteren Teile sind in den PDFs dann weiter verlinkt. Beim RCD reicht nach der Fachpresse eine Prüfung je FI-Schutzschalter, auch wenn 6 Stromkreis nachgeschaltet sind
J. S.

Nordrhein-Westfalen

01.10.2020

15:33 Uhr

Hallo, für die Schleifenimpedanz, RCD Auslösestrom und Auslösezeit reicht eine Messung im Stromkreis. Wobei bei RCD Stromkreisen die Schleifenimpedanz nicht vorgegeben ist.
R-Iso wird üblicherweise einmal ab Verteiler gemessen.
Jeder Leiter gegen jeden Leiter. Das sind dann schon einige Messungen besonders bei Drehstrom. Die Niederohmige Verbindung mit 200 mA Prüfstrom wird an jedem Anschluss gemessen. Jede Steckdose, Leuchte ....
F. V.

Nordrhein-Westfalen

01.10.2020

14:30 Uhr

Bei der Erstprüfung ist der Schutzleiterwiderstand an jeder Steckdose, ect. zu messen da nur so mögliche Unterbrechungen und nicht der Installation entsprechende Übergangswiderstände des Schutzleiters festgestellt werden können. Die Isolationsprüfungen können bei Steckdosenstromkreisen einmal je Stromkreis aus der Verteilung vorgenommen werden. Bei Stromkreisen die Schalter beinhalten ist die Schalterstellung (Wechselschaltung ) zu beachten. Hier müssen gegebenenfalls mehrere Messungen erforderlich sein. Die Netz.- bzw. Schleifenimpedanz ist meiner Meinung nach ist normativ nur an der entferntesten Stelle durchzuführen. Es lassen sich aber auch hieraus Schlüsse auf Kontaktschwierigkeiten herleiten, wenn die Messungen an mehreren Stellen durchgeführt werden. Die RCD Prüfung braucht nur einmal durchgeführt werden, wenn alle Schutzleiterwiderstände in Ordnung sind- Es soll ja nur nachgewiesen werden das das Schutzorgen in Ordnung ist. Es hat meiner Meinung nach wenig Sinn den RCD bei der Erstprüfung je nach Verdrahtung vielmals Auslösen zu lassen.

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