Praxisfrage

Wiederholungsprüfung an Kühltruhen im Supermarkt

S. S. aus Baden-Württemberg | 14.01.2013

Wir sind ein mittelständisches Elektrounternehmen und betreuen einen namhaften Discounter in unserer Region. Im Zuge der BGV-A3-Prüfung der ortsveränderlichen Geräte soll der Auftrag nun durch die Prüfung der Kühl- und Tiefkühltruhen erweitert werden. Diese sind in einer Zeile von zumeist 12 bis 18 Truhen Rücken an Rücken verbaut und leider durch Überbauten annähernd fest verbunden. Zur Prüfung müssten nun die Überbauten demontiert und die Truhen aus ihrem Verband herausgezogen werden. Dies stellt natürlich auch für den Kunden einen nicht unerheblichen Kostenfaktor dar. Ein Meister unseres Betriebes kam nun auf die Idee, die Zuleitung an der Verteilung abzulegen und von dort aus das System zu prüfen. Zur Prüfung der Schutzklasse (hier SK I) wird eine Sondenleitung verlegt und die Prüfspitze quasi »verlängert«. Dadurch bräuchte man die Truhen nicht wie oben beschrieben ausbauen. Ist dieses Vorgehen durch die einschlägigen Normen abgesichert? Wenn dem so ist, worauf wäre noch zu achten? Wie könnte man gegenüber dem Kunden argumentieren? S. S., Nordrhein-Westfalen

Expertenantwort vom 14.01.2013

Karsten Callondann

Studium der Elektrotechnik. Jahrelange Tätigkeit bei Planung und Projektierung im Anlagenbau. Nach über zehnjähriger Tätigkeit im Bereich der Schadenverhütung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) ist er seit 2017 für die Zertifizierung von Elektrofachkräften bei der VdS Schadenverhütung GmbH verantwortlich. Mitarbeit in diversen DKE-Normungsgremien.

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Kommentare aus der Community (4)

J. B.

Bayern

18.11.2019

08:44 Uhr

Die Antwort von H. Callondann kann ich so nicht nachvollziehen. In besagter DIN VDE 0701-702 ist unter dem Abschnitt 5.2 Sichtprüfung folgender Abschnitt zu finden:
Das Gerät ist bei einer Wiederholungsprüfung nur dann zu öffnen, wenn ein begründeter Verdacht auf einen Sicherheitsmangel nur auf diese Weise geklärt werden kann.
Ich würde diese Demontage von Überbauten analog so sehen. Laut Stellungnahme von H. Callondann müßten demnach bei einer Wiederholungsprüfung (z. B e-check) von Einbaugeräten im Haushalt (z. B. E-Herd, Geschirrspüler, Einbaukühlschrank) diese ausgebaut werden. Durch den erneuten Einbau kann auch eine Beschädigung z. B. der Anschlussleitung nicht ausgeschlossen werden. Durch eine Messung im eingebauten Zustand sind diese Fehler zum größten Teil erkennbar.
B. S.

Niedersachsen

18.11.2019

08:44 Uhr

Hallo,
den Ausführungen von Herrn J.B. sind völlig nachzuvollziehen.
Ortsveränderliche Geräte sind:
Ortsveränderliche elektrische Geräten sind Betriebsmittel, die während des Betriebes bzw. der Handhabung bewegt werden oder die leicht von einem Platz zum anderen gebracht werden können, während sie an den Versorgungsstromkreis angeschlossen sind.

Ortsfeste elektrische Betriebsmittel sind fest angebrachte Betriebsmittel oder Betriebsmittel, die keine Tragevorrichtung haben und deren Masse so groß ist, dass sie nicht leicht bewegt werden können. Dazu gehören auch elektrische Betriebsmittel, die vorübergehend fest angebracht sind und über bewegliche Anschlussleitungen betrieben werden.
Ob eine Gefriertruhe zu den ortsveränderlichen Geräten zählt,ich glaube nicht. Eine Niederohmmessung sehe ich als völlig in Ordnung an.
D.

Nordrhein-Westfalen

18.11.2019

08:44 Uhr

Ich gehe mit den Anworten von BS und JB dahingehend überein, dass ein Ausbau der Geräte meist entbehrlich ist.
Messtechnisch würde ich aber auf der Messung des Isolationswiderstands, des Ersatzableitstroms (und ggf. des Berührungsstroms) bestehen.
Die bereits genannte Niederohmmessung (Schutzleiterwiderstand) bleibt unentbehrlicher Prüfungsbestandteil.
Eine eindeutige Definition (Unterteilung) nach ortsfest und ortsveränderlich wäre jedoch auch durch eine Gefährdungsbeurteilung zu finden. Danach ergeben sich ja dann auch die Prüffristen.
K. C.

Berlin

18.11.2019

08:44 Uhr

Sehr geehrte Community,
Sie haben recht, bei den Kühltruhen handelt es sich nicht um ortsveränderliche Betriebsmittel. Nur habe ich das auch nie behauptet. Der Auftrag nach BGV A3, d.h. die Wiederholungsprüfung wurde auf die Kühltruhen erweitert, war also Wunsch des Kunden. Hier gibt es also keine Prüffristen zu beachten (zur Erinnerung die BGV A3 gilt auch für elektrische Anlagen). Für Wiederholungsprüfungen gilt die DIN VDE 701-702 für alle Geräte, ob ortsveränderlich oder nicht ist egal. Nachzulesen im Anhang D der Norm.
Die Überbauten verstehe ich wie ergänzende Anbauten, z.B. wie ein Einbauherd im Küchenmöbel. D.h. diese Überbauten sind nicht Bestandteil des Gerätes und damit reden wir hier auch nicht vom öffnen eines Gerätes. Das Abbauen der Überbauten ist keine Öffnung des Gerätes wie von J.B. angemerkt. Nebenbei bemerkt, evtl. gibt es Produktinformationen der Hersteller, die z.B. das Reinigen der Geräte von hinten (Kompressor) in Zeitintervallen vorschreiben. Und ich bleibe dabei, die Sichtprüfung ist die wichtigste Prüfung. Finanziell problematisch wird es für den Prüfer, wenn er sich diese Prüfung wie die Prüfung eines ortsveränderlichen Gerätes bezahlen lässt.
Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen
K.Callondann

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