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Praxisfrage

Hintergrundwissen zum Blackout

Sehr geehrte Damen und Herren, es geht bei meiner Frage nicht speziell um ein Praxisproblem, sondern eher um eine Verständnisfrage. Man hört zur Zeit so viel über die Gefahr eines Blackouts. Mich würde mal aus technischer Sicht interessieren, warum im Netz immer Bezug und Zuspeisung gleich sein müssen und warum eine daraus folgende Abweichung der Netzfrequenz so gravierende Folgen, wie Totalausfälle von Netzabschnitten zur Folge hat? Bin schon lange Leser der de-Zeitschrift… Gab es da schon mal einen Beitrag oder wäre dies evtl. einen wert?

PP23013

Expertenantwort vom 22.02.2023
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Dipl.-Ing. (FH) Michael Muschong

Fachredakteur »de«

Liebe Leser der Fachzeitschrift »de«,

Ich möchte im Folgenden nur einige wenige Sätze schreiben, die das Problem anreißen, es jedoch keinesfalls vollständig erläutern können. Es handelt sich bei diesem Thema um eine sehr komplizierte Materie, die man in der Regel nur mit einem Studium der Elektrotechnik erfassen kannn.

Dennoch hier der Versuch einer einfachen Erklärung: Sehen wir uns das Übertragungsnetz als System an, das aus unzähligen Maschen und Knoten besteht, die sich geografisch über riesige Gebiete verteilen (wir sprechen hier übrigens nicht vom Verteilnetz auf lokaler Ebene). In dieses System "Übertragungsnetz" wird an vielen Stellen elektrische Leistung bzw. Energie eingespeist. Diese Energie wird vom System "Übertragungsnetz" an die Verbraucher abgebeben und dort "verbraucht" (d.h. in andere Energieformen umgewandelt).

Die Bilanz zwischen eingespeister Energie muss jederzeit mit der abgeführten Energie ausgeglichen sein. Ist dies nicht der Fall, werden elektrische Größen im Netz darauf reagieren, d.h. in der Regel die Frequenz oder die Spannung. Die Frequenz ist deswegen eine heikle Größe, da im Zusammenhang mit rotierenden Generatoren sich schlicht und einfach die Drehzahl der Generatoren ändert. Bei zu viel eingespeister Energie erhöhen sich die Drehzahlen der Generatoren, bei zu wenig eingespeister Energie – sprich:  zu hoher angeschlossener Last – drehen die Generatoren langsamer (sie werden quasi abgewürgt). Heute wird im Netzsystem lediglich eine Abweichung von 0,2 Hz toleriert. d.h. von 49,8Hz bis 50,2Hz. Höhere Abweichungen können zu einem Schwingungsverhalten des Systems "Übertragungsnetz" führen. Diese Schwingungen sind sehr gefährlich und können zu Netzausfällen führen. Glücklicherweise können die Übertragungsnetze in vielen kleinteiligen Segmenten gezielt abgeschaltet werden, so dass sich Störungen im Normalfall rigoros eingrenzen lassen.

Der Wort "Blackout" ist im elektrotechnischen Sinne ein sehr schwammiger, ich möchte sogar sagen populistischer Begriff. Oft ist anstelle des Wortes Blackout im technischen Sprachgebrauch auch von "Brownout" die Rede. Ich möchte zur Information folgende Links empfehlen:

 

Mit freundlichen Grüßen
Michael Muschong, 
 Redaktion »de«

PP23013


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