Praxisfrage

Gegenwannen bei IT-Steigeleitungen

D. S. aus Hessen | 04.01.2013

Der Kunde beanstandet das Fehlen von Gegenwannen bei der Steigeleitungsmontage mit Halfenschienen und Schellen, da Kunststoff unter Druck sich durch Fließen verformen kann und sich evtl. das Dieelektrikum und damit der Wellenwiderstand und das Übertragungsverhalten sich verändern kann. Gibt es Richtlinien, die das Erfordernis entsprechender Maßnahmen, z.B.Gegenwannen vorsehen? D. S., Hessen

Liebe Leser der Fachzeitschrift “de”,

Zuerst möchten wir uns bei dem Leser F. H. (NRW) aus der Community bedanken, wir halten das für sehr stichhaltige und überzeugende Argumente.

Zur Beantwortung dieser Frage lassen sich außerdem noch einige Beiträge der Fachzeitschrift "de" heranziehen. Wir empfehlen unseren Lesern zu diesem Thema die Lektüre folgender Beiträge:

Bügelschellen mit oder ohne Gegenwanne

Verlegeart einer Informationsleitung im Tunnel

Bündelverlegung von IT-Leitungen

Mit freundlichen Grüßen

Michael Muschong, Redaktion “de”

pp13003

Kommentare aus der Community (1)

F. H.

Nordrhein-Westfalen

18.11.2019

08:44 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Frage ob Gegenwannen eingesetzt werden müssen oder nicht, ist so alt wie das Produkt selber.
Durch meine Tätigkeit bei einem namhaften Hersteller für solche Produkte, weiß ich wie unsicher die Installateure, aber auch Sachverständige, bei diesem Thema sind.
Grundsätzlich sieht es doch so aus, dass die Gegenwannen als zusätzliches Hilfs-/ Sicherheitsmittel anzusehen sind.
Bei der Befestigung eines Kabels vom Typ NYY sehe ich und sah zum damaligen Zeitpunkt der VDE, keine Notwendigkeit den Einsatz von Gegenwannen vorzuschreiben, da die Auflagefläche des Kabels auf der Profilschiene groß genung ist, um eine Beschädigung der Isolierung auszuschließen. Trotzdem wurde von uns der Einsatz immer empfohlen.
Anders sieht es aus bei Kabel und Leitungen mit einer weichen Außenisolierung, wie in diesem Fall die Datenleitungen.
In der DIN EN 61914 "Kabelhalter für elektrische Installationen" wird beschrieben wie Kabelhalter aufgebaut sein müssen, um Ihre Funktion zu erfüllen, wie z.B. Bügelschellen und Gegenwannen.
Die DIN VDE 0100 520 gibt an, dass zur Befestigung von Kabeln und Leitungen.."geeignete Mittel und Verfahren eingesetzt werden müssen, welche eine Beschädigung oder Formänderung ausschließen.."
Da in der Regel in Bügelschellen mehr als eine bzw.drei (im Dreieck angeordnete) Leitungen eingelegt werden, muß gerade bei einer vertikalen Verlegung auf eine gewisse Sorgfalt geachten werden.
Die Bügelschelle soll auch die Funktion einer Zugentlastung übernehmen, was sich bei einer Vielzahl von eingelegten Leitungen zumeist als schwierig erweist, da auf die Schraube der Druckwanne ein erhöhter Druck aufgebracht werden muß, um auch die Leitungen im Inneren eines Kabelbündels zu entlasten.
Und damit schließt sich der Kreis: Setzt man keine Gegenwanne ein und legt zudem mehrere Leitungen in die Bügelschelle ein, so ist die Gefahr groß, das durch den Druck der Leitungen auf die Profilschiene die Leitungen beschädigt werden.
Evtl. sollte hier der Einsatz von Bündelschellen bevorzugt werden, da diese im Normalfall mit Gegenwannen ausgerüstet sind und zur Aufnahme von einer Vielzahl an Leitungen geeignet sind.
Zum Thema Zugentlastung bei vertikaler Verlegung wurde unsereseits immer empfohlen, bei größeren Steigungen ähnlich zu Verfahren wie bei Steigeleitungen für Funltionserhaltsystemen, also in bestimmten Abständen ein Versprung in horizontaler Richting.
Dies setzt natürlich voraus, dass genügend Platz im Steigeschacht vorhanden ist!

Mit freundlichen Grüßen
F. Henneke

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