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Rückblick zur Anga Com 2022 in Köln

Restart der Breitband-Messe mit 18.000 Teilnehmern

Angacom Breitband-Messe
(Bild: Redaktion "de")

Auf der Kongressmesse trafen sich Netzbetreiber, Ausrüster und Inhalteanbieter rund um die Breitband- und Mediendistribution, um sich über Themen wie Gigabit Networks, FTTX, 5G, Smart City und Smart Home auszutauschen. Thomas Braun, Präsident des Breitbandverbandes Anga, freute sich nicht nur über die positiven Rückmeldungen der Aussteller und Besucher, sondern betonte auch die gemeinsame Botschaft der Branche an die Politik: „Die öffentliche Verwaltung muss die versprochene Entbürokratisierung und Digitalisierung jetzt zügig umsetzen, und dies nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in den Ländern und Kommunen.

Bald 35,8 Mio. gigabitfähige Anschlüsse

Angacom Breitband-Messe
Gutes Wetter zog viele Besucher der Anga Com zum Open Air Plaza

(Bild: Redaktion "de")

Neben aktuellen Produktneuheiten, wie wir sie bereits im Vorfeld der Messe angekündigt haben (z.B. von Promax, AVM, Viavi, Wisi, Astro Strobel, Televes und LWL Sachsenkabel), wurde auch die „Gigabit-Studie Deutschland 2022“ auf der Anga Com vorgestellt. Die Firma Dialog Consult GmbH und der VATM (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e.V.) warfen dort einen Blick auf den Glasfasermarkt der Zukunft. Sie fassten zusammen, dass in Deutschland Mitte 2022 rund 35,8 Mio. gigabitfähige Anschlüsse geben wird. Das seien rund 4,5 Mio. mehr als noch vor einem Jahr – somit befinde man sich beim Ausbau auf einem guten Weg. Für 73 Prozent der Haushalte in Deutschland stehen also gigabitfähige Anschlüsse bereit. Dazu zählen Docsis-3.1-Kabelanschlüsse und Glasfaseranschlüsse bis zum Haus bzw. Endkunden (FFTB/H).

Telekommunikationsexperte Prof. Dr. Torsten J. Gerpott stellte dabei heraus, dass die 10-Mio-Marke beim Glasfaserausbau überschritten wird: „Von Ende 2021 bis Ende Juni 2022 wird die Zahl der FTTB/H-Anschlüsse um 1,7 Mio. auf 10,1 Mio. steigen.“ Und die Nachfrage nach hochbitratigen Anschlüssen werde weiter zunehmen, da immer mehr Anwendungen diese hohen Bandbreiten benötigen, so Gerpott weiter.

Leuchtturmprojekt smarte Laterne

Im Diskussionspanel „Smart City und 5G: Netze, Dienste und Geschäftsmodelle“ konnten die Besucher mehr über die Situation rund um Flächenabdeckung mit 5G, digitale Bürgerplattformen und Modellkommunen erfahren. Zudem wurde thematisiert, dass Smart-City-Anwendungen in der städtischen Infrastruktur nur dann erfolgversprechend sein können, wenn der Bürger tatsächlich davon profitiere, wenn das Thema Nachhaltigkeit berücksichtigt werde, wenn einfache und einheitliche Genehmigungsverfahren Hürden ausräumten und wenn der Zugang zu Strom und Glasfaser wettbewerbsfähig bleibe.

Diskussion Breitband-Messe
Diskussion zum Thema Smart City und 5G

(Bild: Redaktion "de")

Allerdings müsse auch er seine digital beantragte Parkberechtigung für den PKW weiterhin in einem nicht medienbruchfreien Prozess ausdrucken, da die Kontrolleure eben nicht die Berechtigung des KFZ-Kennzeichens digital überprüfen können, wie Christoph Dammermann (Staatssekretär Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW) zu bedenken gab.

Horst Schmitz (Bereichsleiter Technik Netcologne) stellte sozusagen die Leuchtturmprojekte der Stadt Köln vor: zwei verkabelte Sensorik-Laternen mit Glasfaser-Anschluss am Neumarkt und in der Altstadt. Über die Verpackung der Infrastruktur hinaus war ihm auch die Bereitstellung von Testplattformen für smarte, kollaborative Anwendungsentwicklungen wichtig: „Wir müssen sozusagen einen Sandkasten mit Förmchen zur Verfügung stellen, damit die Menschen damit spielen können.“ Killer-Applikationen werden schließlich nur gefunden, wenn die Infrastruktur bereitgestellt wird, und Menschen Anwendungen ausprobieren und testen können.

Hohe Kabel-Beerdigungskosten bei FTTH

FTTH Breitband-Messe
Vortrag zur Zukunft des effizienten FTTH-Ausbaus

(Bild: Redaktion "de")

Auf der Kongress-Agenda stand auch das Thema „Smarter FFTH-Rollout – Die Zukunft des effizienten FTTH-Ausbaus“. Hier stellten Referenten der Unternehmen Dura-Line, Prysmian (mit „Ecoslim“), Viavi und Hexatronic ihre Fiber-to-the-Home-Lösungen vor. Oliver Schwab (Dura-Line) empfahl, während des FTTH-Ausbaus auch an das Thema 5G und die Zukunftsfähigkeit zu denken, sowie bei „Kabel-Beerdigungskosten“ von bis zu 300 Euro pro Meter die Möglichkeit des kollaborativen Bauens („dig once“) oder des Kapazitätsleasings zu berücksichtigen.

Niki Kirschenmann (Viavi Solutions) stellte aktuelle Power Meter (Pegelmesse) für Breitband vor, die die Wellenlängen von GPON (1490 nm) und XGS (1577 nm) berücksichtigen, und zeigte die Vorteile selektiver Pegelmesser und True-PON-Tester. Doch bei aller moderner Technik empfahl er nicht zu vergessen, Stecker immer auf Kratzer und Schmutz zu prüfen: „Inspect before you connect!

In die zukunftsorientierte Glasfasertechnologie in der NE4 (Netzebene 4, Hausnetz) gab Ralf Pütz (Hexatronic) Einblick. Statt am Material zu sparen, war seine Empfehlung an die Zuhörer, mit möglichst wenig Arbeitsschritten schnell zum Ziel zu kommen. Mit „Air-blown-fiber“ (Einblasen der Glasfaser) spare man z.B. fünf Arbeitsschritt ein, und niemand müsse mehr Spleißarbeiten im Keller des Hauses durchführen. Er stellte Nanorohre mit einer reibungslosen Beschichtung sowie verschiedenen Rohrverbünde vor, die bei einer Verlegung im Kanal auch draußen am Gebäude die Anforderungen an UV- und Brandschutz erfüllen.

Messe-Erlebnis statt Videokonferenzen

Wir nutzen die Messe, um wieder mit unseren Kunden in den persönlichen Dialog von Mensch zu Mensch zu kommen. Das ist in den Jahren der Covid-Pandemie ein bisschen abhandengekommen und wird von den Besuchern gerne wieder wahrgenommen. Bei aller technischer Raffinesse kann keine Videokonferenz darstellen, was man auf einer Messe besprechen und erleben kann“, erklärte Arthur Graevendieck, Vice President Telecom D-A-CH beim Aussteller Amadys.

Amadys Breitband-Messe
Der Amadys-Stand auf der Anga Com 2022 war immer gut besucht

(Bild: Redaktion "de")

Wir als Amadys wollen in Deutschland über unsere Messeteilnahme eine entsprechende Brand-Awareness erzeugen und unseren Bekanntheitsgrad erhöhen. Wir sind in Benelux seit vielen Jahren erfolgreich und sehr bekannt, aber in Deutschland erst seit letztem Jahr aktiv“, sagte Graevendieck. „Als Highlight zeigen wir unser ‚Microfocus‘-Produktportfolio. Wir sehen uns in der Amadys weder als Hersteller noch als Händler, sondern als Systemintegrator. Das heißt, wir bieten einem Netzbetreiber, der ein Glasfaserbreitbandnetz bauen möchte, das komplette Produktportfolio vom vorkonfektionierten, schlüsselfertigen POP-Gebäude bis hin zur Anschlussdose im Haus – alles aus einer Hand, plakativ: One-Stop-Shopping. Das ganze FttH-System unter dem Namen ‚Microfocus‘ ist mit einer 25-jährigen Systemgarantie versehen. Das spart dem Techniker die Produktevaluierung, gibt dem Kaufmann Planungssicherheit, und dem Eigentümer Wertstabilität.

Materialengpässe und Fachkräftemangel

Zwei große Themen waren an vielen Messeständen sowohl der Fachkräftemangel als auch die Materialengpässe (vor allem bei Halbleitern). Teilweise konnten nur Dummies von Innovationen gezeigt werden, einige Aussteller verzichteten gleich auf die Ausstellung von Produkten, die nicht in absehbarer Zeit geliefert werden können.

Commscope Breitband-Messe
Rudy Musschebroeck am Commscope-Stand

(Bild: Redaktion "de")

Wie bei allen anderen Unternehmen gibt es auch bei Commscope momentan Herausforderungen in der Lieferkette. Aber dank eigener Produktionsstätten und einer vorausschauenden Planung können wir unsere Kunden bestmöglich mit unseren Produkten versorgen. Wir haben aber auch Änderungen in unserem Produktportfolio umgesetzt. Hier auf der Messe zu sehen ist beispielsweise die ‚Novux‘-Produktfamilie, die wir innerhalb unseres Connectivity-Solutions-Portfolios auf den Markt gebracht haben. Diese Terminals und Muffen für Glasfaser-Netzwerke im Feld sind darauf ausgelegt, dass mehr modulare Komponenten verwendet werden. So können unsere Kunden mit einer einfachen Konfiguration mehr Möglichkeiten bei weniger Materialeinsatz als zuvor nutzen“, erläuterte Rudy Musschebroeck, Director Strategy and Market Development bei Commscope.

Der Mangel an Fachkräften wird dadurch verschärft, dass ein sicherer, schneller Betrieb der FTTH-Netze gewährleistet werden soll, der entsprechende Schulungen der Techniker und Installateure erfordert. Im Gegensatz zum Kupferkabel kann man bei Glasfaser nicht einfach zwei Enden von Hand zusammendrehen. Für die haardünnen Fasern sind hochpräzise technische Werkzeuge zum Ausrichten nötig, um mit einem Fusionsspleiß eine exakte Verbindung herzustellen. Dafür benötigt man gut ausgebildete Fachkräfte, die im Umgang mit den Geräten geschult sind. Solche Fachkräfte sind leider nicht in ausreichender Zahl vorhanden. Wir wollen deshalb typischen Arbeiten aus dem Feld bereits in unserer Fabrik erledigen, wie der ‚Prodigy‘-Connector aus unserem ‚Novux‘-Portfolio zeigt. Das erlaubt den Technikern, eine vorkonfektionierte Lösung einzusetzen, die Arbeitsstunden vor Ort einspart. Wir zeigen auf der Messe zudem Neuerungen aus dem Bereich Heimnetzwerk sowie Kabelnetzwerk, letztere rund um die Evolution von Docsis. Und wir starten Cloud-to-Edge-Suite bestehend aus XGS-PON-Lösungen der nächsten Generation im PON-Markt.

Die nächste Anga Com 2023 wird vom 23. bis 25. Mai 2023 in Köln stattfinden.

Über die Autorin
Autorenbild
Britta Kalscheuer

Redaktion »de«

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