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Wenn Software-Roboter die Aufgaben erledigen

Künstliche Intelligenz in Unternehmen

Künstliche Intelligenz
(Bild: Pugun & Photo Studio - stock.adobe.com)

Die Geschichte zeigt, dass Unternehmen und deren Mitarbeiter angesichts technologischer Prozesse, bei denen ein bestehendes Geschäftsmodell durch eine stark wachsende Innovation abgelöst wird, erstaunlich anpassungsfähig sind. So nimmt beispielsweise die Zahl der Fabrikarbeiter durch die Automatisierung von Fertigungsprozessen ständig ab, ohne dass die Zahl der Erwerbslosen sprunghaft in die Höhe schießt. Die Auswirkungen der Digitalisierung und Automatisierung auf die Arbeit münden nicht zwangsläufig in Arbeitslosigkeit.

Sicherlich ist nicht auszuschließen, dass durch den Einsatz von KI einzelne Arbeitsplätze bzw. Berufsbilder verschwinden werden, aber nicht abrupt. Es findet vielmehr ein allmählicher, schleichender Übergang statt. Nach und nach wird es immer weniger Bedarf an Mitarbeitern geben, die einfache und/oder repetitive Arbeiten ausführen. Die so entlasteten, freiwerdenden Mitarbeiter können aber für Arbeiten im Unternehmen eingesetzt werden, die einen echten Mehrwert für das Unternehmen schaffen. Ihr Einsatz kann sich auch in andere Geschäftsbereiche verlagern, die eine emotionale Intelligenz, eine nuancierte Urteilsfähigkeit und ein kulturelles Verständnis erfordern; Fähigkeiten, die intelligente Maschinen einfach nicht besitzen.

Notwendige Schlüsselqualifikationen

Ob KI Jobs vernichtet oder schafft, hat letztendlich etwas mit Anpassungsfähigkeit zu tun. Es geht nicht darum, dass jeder Mitarbeiter mit Excel oder mobilen Geräten umgehen kann. Es geht darum, dass jeder Mitarbeiter in der Lage sein muss, Informationen zu verwalten, Wissen auszutauschen und im digitalen Kontext mit anderen zu arbeiten. Um die künftigen Anforderungen der KI im Unternehmenseinsatz erfüllen zu können, sind vollkommen andere Schlüsselqualifikationen als bislang vonnöten.

Das erfordert im ersten Schritt eine Anpassung des Bildungssystems an die neuen Rahmenbedingungen. Im Rahmen neuer Qualifikationsstrategien muss das Interesse der Schüler an Fächern wie Mathematik, Informationstechnologie, Naturwissenschaften und Technik bereits in der Schulzeit geweckt werden. Lehrer mit digitaler Kompetenz müssen den Schülern beibringen, bei der Nutzung neuer Medien kritisch zu denken und ihnen helfen, ein grundlegendes Verständnis für die neuen digitalen Technologien zu entwickeln.

Es müssen neue Studiengänge und Ausbildungsberufe geschaffen werden, die auf der Vermittlung umfangreicher Kompetenzen in IT, Kommunikation und Naturwissenschaften basieren. Dazu gehören insbesondere Berufe in der Datenverarbeitung. Die nächste Generation von Mitarbeitern muss lernen, sich schnell an den technischen und digitalen Wandel anzupassen.

Lernen, was wesentlich ist

Um das schnelle Verfallsdatum von Wissen in der digitalen Arbeitswelt zu kompensieren, müssen Unternehmen künftig ihre Mitarbeiter kontinuierlich mit dem für die neuen Herausforderungen relevanten Wissen ausstatten. Im Rahmen des adaptiven Lernens werden die Mitarbeiter dabei im Wesentlichen nur mit dem Wissen versorgt, das sie für die Bewältigung der aktuellen Aufgabe benötigen. Von den Mitarbeitern wird dann erwartet, dass sie sich nicht nur auf einen Tätigkeitsschwerpunkt konzentrieren, sondern bei Bedarf auch mehrere vielfältige, teilweise sehr komplexe Aufgaben übernehmen und im Team arbeiten.

Gefordert sind hier vor allem auch nicht-formale Qualifikationen. Dazu gehört zum Beispiel die Fähigkeit, selbstständig zu handeln, Netzwerke aufzubauen, sich und seine Teams zielorientiert zu organisieren und abstrakt zu denken. Kreative, flexible Menschen mit mathematischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten und kritischem und problemorientiertem Denken sind am besten qualifiziert für den neuen Arbeitsmarkt. Reine Wissensarbeiter werden kaum mehr benötigt. Es geht vielmehr darum, kreative Problemlösungen zu finden. Ein grundlegendes Verständnis für die analytischen und technischen Aspekte einer Aufgabe wird unerlässlich.

Im Zeitalter der KI sind hierarchische Systeme in der klassischen Form obsolet, verschwinden Arbeitsplätze, verändern sich traditionelle Rollen, wächst der Druck auf Wissensarbeiter, werden neue Arbeitsfelder geschaffen und erhöht sich die Nachfrage nach bestimmten Fähigkeiten.

Es steht außer Frage, dass Wirtschaftswachstum Arbeitsplätze schafft. Und KI ist der Treibstoff für Wirtschaftswachstum, da KI für eine höhere Produktivität sorgt, die zu einer erhöhten Nachfrage führt und damit auch neue Beschäftigungsmöglichkeiten schafft. Mehr Aufträge bedeuten letztendlich mehr Mitarbeiter.

Software-Roboter erledigen Aufgaben, ersetzen aber keine Arbeitsplätze. Denn viele Berufe, die als von der Automatisierung bedroht erkannt werden, beinhalten oft Aufgaben, die nur schwer zu automatisieren sind. Der vorherrschende generelle Pessimismus, der eine hohe Arbeitslosigkeit als Folge des Einsatzes von KI wie ein Menetekel an die Wand malt, ist unangebracht.

Wenn Aus- und Fortbildungseinrichtungen, Unternehmensverantwortliche und Mitarbeiter gleichermaßen bereit sind, die Herausforderungen, die durch den Einsatz von KI entstehen, anzunehmen und sich ihnen zu stellen, ist KI kein Job-Killer, sondern kann zu einer Job-Maschine werden. Man muss es nur wollen.

Ethische Verpflichtung

In der ganzen Diskussion um die Auswirkungen von KI auf den Arbeitsplatz von morgen darf aber nicht vergessen werden, dass die Unternehmen eine ethische Verpflichtung gegenüber ihren Mitarbeitern haben. Hier steht jede Organisation klar in der Verantwortung, die positiven Auswirkungen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz im Unternehmen gegen soziale Benachteiligungen der Mitarbeiter abzuwägen. Konkret sollten sich Unternehmen die Frage stellen, ob einige durch KI ersetzbare Tätigkeiten im Unternehmen erhalten bleiben sollten. Insbesondere bei Mitarbeitern mit geistigen oder körperlichen Handicaps sind diese Erwägungen wichtig. Letztendlich hat jedes Unternehmen den gesellschaftlichen Auftrag, die Fähigkeiten und Möglichkeiten seiner Mitarbeiter zu beachten und sie dementsprechend einzusetzen, zu fördern und weiterzuentwickeln. 

Über den Autor

Milad Safar ist Managing Partner der Weissenberg Group in Wolfsburg, die er 2013 zusammen mit Marcel Graichen gegründet hat. Seit Beginn seiner Berater-Tätigkeit entwickelte er für namhafte Konzerne ­Lösungen zur Optimierung von Prozessen durch den Einsatz von IT-Systemen.

Das Kerngeschäft von Weissenberg Intelligence bilden die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten, die sich für Unternehmen durch den Einsatz von Robotic Process Automation und Künstlicher Intelligenz ergeben.

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Autorenbild
Milad Safar

Weissenberg Group, Wolfsburg

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