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Mogelpackungen oder sinnvolle Brückentechnologien?

Hybridlösungen im Heizungsbereich

Vor einigen Tagen ging die ISH 2021 digital zu Ende. Die weltweite Leitmesse fand pandemiebedingt in diesem Jahr rein virtuell statt. Auf der digitalen Plattform präsentierten sich etwa 360 Hersteller mit ihren Produktneuheiten. Dabei bildete die Energiewende und mit ihr die Dekarbonisierung des Gebäudesektors einen Schwerpunkt. Obwohl natürlich der persönliche Austausch fehlte und ein richtiger Messestand viel mehr an Erlebnis und Information zu bieten hat, war die digitale Plattform eine gelungene Veranstaltung. Ganz ohne Reisestress und Hotelbuchungen konnte ich alle Pressekonferenzen der führenden Heizungsmarken besuchen und auch einige persönliche Gespräche führen. 

Die Heizungsindustrie ist für den »Green Deal« bereit. So präsentierte sich die Branche auf den Weg zum CO2-freien Energieverbrauch im Gebäudesektor. Mit dem Gebäudeenergiegesetz gibt es seit dem 1.11.2020 einen neuen gesetzlichen Rahmen und damit auch neue Regelungen zur Förderung bei Neubau und Sanierung. Vor diesem Hintergrund zeigten die Heizungshersteller zahlreiche passende Lösungen auf der digitalen Messe.

Ein Begriff tauchte in diesem Kontext häufig auf: Hybrid. Hybridlösungen sind für so manchen »Klimaretter« eigentlich eine Mogelpackung. Ähnlich wie bei der Elektromobilität werden hier in einem System klimaschädliche Technik (karbonhaltig) und klimafreundliche Technik (karbonfrei) kombiniert. Man tut also das Eine, ohne das Andere zu lassen. Da die Transformation von Mobilitäts- und Wärmesektor von mit CO2 zu ohne CO2 eher durch Förder­programme als durch rigide Ordnungspolitik beschleunigt werden soll, nimmt das manchmal leider auch schizophrene Züge an. Genannt sei hier erneut die steuerliche Förderung (Dienstwagenprivileg) von Plug-in-Hybriden, auch wenn diese nicht einen Kilometer elektrisch fahren. Dennoch helfen diese »Zwitter« wahrscheinlich doch dabei, die Akzeptanz und die Ladeinfrastruktur für Elektroautos zu verbessern.

Übertragen auf den Wärmesektor meint Hybrid Wärmepumpe plus Gas- oder Ölheizung. Auch hier gibt es üppige Förderungen, wenn man eine Gas- oder Ölheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt. Gefördert werden aber auch Hy­bridlösungen, bei denen ­eine Öl- oder Gasheizung um eine ­Wärmepumpe erweitert wird. Diese übernimmt dann vor allem in Bestandsgebäuden, die wenig oder gar nicht energetisch ertüchtigt sind, die Grundlast der Wärmeversorgung. Als Spitzenlastunterstützung steht dann noch die Gas- oder Ölheizung bereit. Die Förderung ist bei den Hybridlösungen ähnlich wie bei der Elektromobilität geringer, aber sie reicht aus, um eine attraktive Alternative zu schaffen. Weitere Rahmenbedingungen wie CO2-Steuer, Absenkung oder sogar die Abschaffung der EEG-Umlage unterstützen den Prozess. Hybrid kann also wohl doch mehr sein als eine Mogelpackung.

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Dipl.-Kommunikationswirt Roland Lüders

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