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Dem Menschen die Arbeit erleichtern

Holger Clasen begeht Firmenjubiläum

Lennart Clasen führt das Unternehmen Holger Clasen in der dritten Generation
Lennart Clasen führt das Unternehmen Holger Clasen in der dritten Generation
(Bild: Clasen)

»de«: Herr Clasen, erzählen Sie uns etwas zur Gründung des Unternehmens Holger Clasen 1932.

L. Clasen: Ursprünglich wollte Firmengründer Holger Clasen in die Gerbereimaschinenfabrik seines Vaters Nicolai Clasen in Hamburg Altona einsteigen. Die Ausrichtung des Unternehmens war ihm nicht serviceorientiert genug, sodass er sein eigenes Unternehmen unter der Firmierung HOLGER CLASEN gründete. Damals noch mit dem Handel von Schleifmitteln für die Hamburger Hafenindustrie. Sein Gespür für die Bedürfnisse und Hürden seiner Kunden veranlasste ihn dazu eigene Werkzeuge mit speziellen Schleifmitteln für die Schiffe zu entwickeln. Von da lag der Fokus des Unternehmens auf der Entwicklung von Werkzeugen, die spezielle Anwendungen erleichtern. Zwei seiner Produkte zur Deckentrostung auf Schiffen verkaufen wir bis heute erfolgreich – in einem zeitgemäßen Design. Bis heute prägt sein Blick auf Kundennutzen und Service unsere Unternehmenskultur und mündet in unserem Auftrag dem Kunden die Arbeit zu erleichtern.

»de«: Wo steht Holger Clasen heute?

L. Clasen: Nach vielen Umzügen im 2. Weltkrieg war der Firmensitz lange in Hamburg Wellingsbüttel und ist seit Mitte der achtziger Jahre in Hamburg Alsterdorf, wo wir auch gerne bleiben wollen. Heute zählt unser Team dreißig Kollegen, von denen viele eng mit Kunden und Lieferanten zusammenarbeiten. Anwender können aus gut 600 Produkten, die mit den Technologien Druckluft, Hydraulik oder (Akku-) Elektrik angetrieben werden, ihre passende Werkzeuglösung finden.

»de«: Welches sind die drei größten Meilensteine der langen Firmengeschichte?

L. Clasen: Sicherlich die jeweilige Einführung der eben genannten Technologien. In den Sechzigern haben wir, unter der Geschäftsführung meines Vaters Bernd, mit unseren Werkzeugen geholfen die industrielle Produktivität voranzubringen. Ende der Siebziger hat Holger Clasen, als erster Anbieter in Deutschland, mit hydraulischen Schneid- und Presswerkzeugen die mechanischen Werkzeuge abgelöst. Gut zehn Jahre später Vorreiter, die akku-hydraulische Schneid- und Presswerkzeuge eingeführt haben. Dadurch wurde das Arbeiten an Kabeln und Seilen deutlich einfacher und sicherer. Als dritten Meilenstein sticht die strukturierte Etablierung unseres technischen Services heraus, den wir seit Ende der Neunziger unter der Marke »Technik-Service-Center« führen.

»de«: »Dem Menschen die Arbeit erleichtern«, lautet die Mission Ihres Unternehmens von jeher. Wie hat sich die Umsetzung dessen bis heute verändert?

L. Clasen: Genau, dem Sinn nach hat mein Großvater diese Aufgabe schon als Kultur etabliert, die Formulierung der Mission „Dem Menschen die Arbeit erleichtern“ ist eher jüngeren Datums. Mein Großvater hat damals mit der Natur als Vorbild Werkzeuglösungen entwickelt und selbst hergestellt. Heute sind unsere Anwendungslösungen so vielfältig, dass wir schauen, wie wir dem Kunden helfen seine Wertschöpfung zu verbessern.

»de«: Seit Jahren schon gibt es einen starken Wandel vom netzgebundenen zum akkubetriebenen Elektrowerkzeug. Ein Trend, den Sie aufgegriffen haben?

L. Clasen: Ja klar. Ende der achtziger Jahre haben wir den Trend bereits erkannt und die Chance genutzt, Akkuwerkzeuge einzuführen – teilweise mussten auch noch Teile der Belegschaft überzeugt werden, da anfangs der Preis gegenüber der Wirtschaftlichkeit recht hoch erschien. Aber insbesondere die verbesserte Sicherheit durch die Einhandbedienung hat schnell überzeugt. Heute gehen 90 Prozent der Werkzeuge für Standardanwendungen mit Akkuantrieb in den Markt. Die Kunden profitieren von einer Vereinheitlichung der Akku-Plattformen. Ich denke, dass es in circa zehn Jahren nur noch drei bis fünf Standard Akku-Plattformen gibt.

»de«: Haben sich die Anforderungen an die Werkzeuge, in den letzten Jahren verändert?

L. Clasen: Ja, ganz klar. Am Anfang ging es darum, wie kompatibel das Werkzeugsortiment mit dem Akku ist und wie hoch die Kapazität ist. Heute geht es eher darum, wie kompatibel der Akku für das Werkzeug mit dem Rest des Werkzeugpools des Nutzers ist. Die Kapazität – wie viele  Pressungen oder Schnitte eine Akkuladung schafft – ist bei einem 18V Akku mit 5Ah heutzutage deutlich weniger relevant.  Zusätzlich stellen wir fest, dass nicht nur immer größere Querschnitte verpresst werden, sondern insgesamt in der Kabelverbindung wieder etwas mehr gepresst als geschraubt wird – was anlässlich der hohen zukünftigen Anforderungen an effiziente Energieleitungsverbindungen auch sehr nachvollziehbar ist.

»de«: Holger Clasen steht für modifizierte Werkzeuge. Hat sich der Bedarf an individuellen Anwendungslösungen verändert?

L. Clasen: Durch die höhere Transparenz und Erreichbarkeit nehmen die Anfragen natürlich zu. Verständlicherweise kommen Kunden gerne auch mit ihren größten Problemen auf uns zu und wir prüfen‚ ob wir eine wirtschaftliche Lösung bieten können. Wir versuchen aber immer eine Lösung zu finden, wofür ich etliche Beispiele aufzählen könnte, die die Sicherheit und die Wirtschaftlichkeit beim Anwender erhöhen. Auch sind wir offen für neue Anwendungen und neue Branchen. Dabei schauen wir mit dem Kunden auf den Nutzen der Anwendung und nicht auf das, was unser Werkzeug technologisch lösen könnte.

»de«: Wie sind Sie bisher durch die Krise gekommen? Wo haben Sie profitiert? Wo möglicherweise verloren?

L. Clasen: Wir sind erfreulicherweise erfolgreich durch die Krise gekommen. Im ersten Jahr mit Einschnitten, dass wir beispielsweise wichtige prozessuale Veränderungen erst mal „on hold“ setzen mussten. Im zweiten Jahr konnten wir ein deutliches Wachstum verzeichnen. Wir haben sehr aus den Erfahrungen der Wirtschaftskrise 2009, die aus der Finanzkrise 2008 hervorging, profitiert. Wie bei den meisten Unternehmen war die aktuelle Krise sicher ein Digitalisierungs-Booster. Wir haben uns moderner aufgestellt.

»de«:  Das Innovationsgeschehen rund um die Digitalisierung von Produkten und Prozessen schreitet rasant voran. Welche Rolle spielt Digitalisierung für Ihre Produkte und auch für die Elektrobranche?

L. Clasen: Das Erneuerungstempo ist hoch und wir setzen alles dran, dass wir nicht nur mithalten, sondern auch bei Prozessen und Unternehmenskultur frische Zeichen setzen. Es gibt wahnsinnig viele Wege und wir entwickeln das, was für die Anwender am sinnvollsten ist. In diesem Zusammenhang steht die Elektrobranche vielleicht noch am Anfang ihrer Möglichkeiten, wie viele andere Industrien auch.

»de«: Wo sehen Sie Chancen und auch Herausforderungen in der Zukunft Ihres Unternehmens und der Elektronbranche?

L. Clasen: Genau in der Digitalisierung von Produkten und Prozessen. Die Innovation in der Produktoptimierung stößt an ihre Grenzen. In welchen Zeitspannen sich das abspielt ist kaum vorherzusagen. Wir bauen unseren Service immer weiter aus und haben gerade mit der Digitalisierung unseres internen Serviceablaufes einen Meilenstein und damit die Basis für verbesserte und neue kundenbezogene Services geschaffen.  

Die kurzfristigen Herausforderungen des Unternehmens liegen darin, möglichst schnell die Lieferkettenproblematik in den Griff zu bekommen. Es tut weh dem Kunden manchmal sagen zu müssen, dass die Lieferzeit für ein Standardprodukt teilweise drei Mal so lang ist. Da muss man ehrlich sein – es betrifft alle. Neben drastischen Bestandserhöhungen unserer Waren suchen wir weitere Wege und Lösungen mit unseren Lieferanten. Das Ganze darf kein Dauerzustand werden.

Die Elektrobranche steht vor der Herausforderung der Energiewende – von neuen Leitungen, was die Stromerzeugung betrifft, neue Leitungen für die Elektromobilität, und Weiteres. Hinzu kommt der allseits bekannte Fachkräftemangel. Das kann die Branche allerdings nicht allein lösen. Aufgaben haben wir genug und wir stehen mit unseren Lösungen bereit der Energiewende neue Dynamik zu geben.
 www.holger-clasen.de

Über die Firma
Holger Clasen GmbH + Co
Hamburg
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