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Wenn Serverräume zu klein werden

IT-Umzug ins Colocation-Rechenzentrum

Rosenberger-OSI Colocation-Rechenzentrum
Bei einem Umzug der Hardware in ein Colocation-Rechenzentrum spielt die detaillierte Planung eine wichtige Rolle
(Bild: Rosenberger OSI)

Covid-19 hat die digitale Transformation weltweit beschleunigt, sei es Remote-Arbeit, Online-Bildung, E-Commerce und die zunehmende Nutzung von Online-Gaming und Video-Streaming. Für viele Unternehmen eine große Chance. Doch mit dem Wachstum stiegen auch die Anforderungen an die Datenverarbeitung. Jüngste Schätzungen gehen laut Statista davon aus, dass die Menge neuer Daten bis 2025 180 Zettabytes (ZB) erreichen wird – gegenüber 44 ZB im Jahr 2020. Um diese Datenlast zu stemmen, sind größere Rechenzentren gefragt.

Das Colocation-Prinzip

Unternehmen, die auf Server-Colocation setzen, nutzen die Bereitstellung und das Hosting unternehmenseigener Server in einer verwalteten Serviceeinrichtung. Anstatt also die Infrastruktur vor Ort unterzubringen, mieten die Unternehmen eine Fläche für die Racks in einem Colocation-Rechenzentrum an. In diesem Szenario kaufen die Unternehmen in der Regel ihre eigene IT-Ausrüstung, einschließlich Server, Speicher sowie Firewalls, und bezahlen den Colocation-Anbieter für den Raum, die Kühlung, die Stromversorgung, die Bandbreite und die physische Sicherheit. Darüber hinaus ist der Kunde bei Colocation für die Einrichtung und Konfiguration seines Servers selbst verantwortlich und behält das Eigentum an Hardware und Software. Kurzum: Colocation-Dienste für Rechenzentren vereinen die Vorteile einer Public-Cloud bei gleichzeitiger Kontrolle über die IT. Gleichzeitig ersetzen „Mietkosten“ die entfallenen Investitionen und laufenden Betriebskosten, die ein eigenes Rechenzentrum mit sich bringt.

Colocation bietet dadurch eine flexible Alternative, die es Unternehmen ermöglicht, ihre Infrastrukturen nach Bedarf zu skalieren. Laut einer Studie von Vanson Bourne geben 79 Prozent der Großunternehmen an, dass ihre digitalen Strategien ihren Bedarf an Colocation-Diensten von Drittanbietern rapide ansteigen lassen. Und laut einer im Juli veröffentlichten Coresite-Umfrage gaben mehr als drei Viertel der IT-Führungskräfte an, Business Intelligence, Datenanalysen und Data Warehouses von öffentlichen Cloud-Plattformen in Colocation-Rechenzentren zu verlagern. Mehr als die Hälfte der IT-Führungskräfte nannten Stabilität, Redundanz und Betriebszeit als die wichtigsten Gründe für den Wechsel zu Colocation.

Für Unternehmen mit einer großen IT-Landschaft stellt sich oft eine Kombination aus eigenem Rechenzentrum und Colocation als ideal heraus. Denn Geschäftsprozesse, die unternehmenskritisch sind und eine bessere Überwachung und Kontrolle erfordern, sollten besser inhouse bleiben. CTOs sollten Colocation daher nicht als eine „oder"-, sondern eher als eine „und"-Option zur Ergänzung der eigenen Kapazitäten betrachten.

So gelingt der Umzug in ein Colocation-Rechenzentrum

Bei einem Umzug der Hardware in ein Colocation-Rechenzentrum spielt eine detaillierte Planung eine elementare Rolle. Zunächst gilt es in enger Kooperation mit sämtlichen Beteiligten einen groben Phasenplan zu erstellen. Im Rahmen dessen wird die umzuziehende Hardware dokumentiert und somit die Asset-Listen auf den aktuellen Stand gebracht sowie Lizenz- und Wartungsverträge geprüft. Die Inventarisierung bildet die Basis für die weitere Verfeinerung des Phasenplans. Der finale Umzugsplan berücksichtigt dann die abteilungsspezifischen Rahmenbedingungen und verknüpft diese mit den erforderlichen Phasen: Abbau, Transport und Wiederaufbau. Um einen möglichst effizienten Ablauf zu gewährleisten, teilen die Verantwortlichen letztlich alle Beteiligten in Gruppen ein.

Je nach Größe der umzuziehenden IT-Landschaft stellt sich dann die Frage, ob man die gesamte IT-Landschaft in einem Umzug, einem sogenannten „Big Bang" in Angriff nimmt oder ob eine Variante mit mehreren Move-Wellen sinnvoller ist.

Die Rolle der IT-Landschaft und deren Alter

Im Rahmen der Hardware-Inventur lässt sich schnell erkennen, ob die Geräte schon älter und somit vielleicht nicht mehr leistungsstark genug oder sogar „out of life-time“ sind. Es gilt dann zu entscheiden, ob ein sogenannter „Lift & Shift“ oder ein Tech-Refresh mehr Sinn ergibt. „Lift & Shift“ bedeutet, die Hardware, wie zum Beispiel ein komplettes Rack, 1 zu 1 – so wie es ist – abzubauen und am neuen Ort aufzustellen. Eine weitere Option wäre es, den RZ-Umzug mit einem Tech-Refresh zu verbinden. Insgesamt gilt es herauszufinden, ob es neuer Hardware bedarf, damit die IT-Infrastruktur möglichst performant und gleichzeitig effizient arbeitet.

„Lift & Shift“ und Tech-Refresh

Bei einem „Lift & Shift“ sieht es oft so aus, dass die Experten beispielsweise Systeme, die bereits seit fünf Jahren permanent laufen, im Rahmen des Rechenzentrumsumzugs das erste Mal überhaupt herunterfahren. Das entpuppt sich oft als spannende Angelegenheit. Denn man kann sich nie sicher sein, ob sich diese Systeme wieder hochfahren lassen.

Ein kritischer Punkt stellt dabei zum Beispiel die Zuverlässigkeit von Festplatten dar. Bei einem Tech-Refresh, also einem Umzug in eine neue IT-Landschaft, erweist sich das Risiko als wesentlich geringer. Denn in diesem Fall stehen die Racks mit der neuen Hardware inklusive kompletter Verkabelung bereits parat. In diesem Fall muss also nur noch die „alte“ Hardware abgeschaltet sowie die „neue“ in Betrieb genommen werden. Sollten Fehler auftauchen, hat man den „fall back“ durch einfaches Umschalten bzw. Zurückschalten.

Spezielle Herausforderungen an „Move-Tagen“

Am Umzugstag muss alles funktionieren. Die jeweiligen Personen müssen anwesend sein, welche die Systeme herunterfahren, im Rechenzentrum die Geräte ausbauen und ins Colocation-Zentrum befördern. Das mag sich trivial anhören, bedarf allerdings bester Koordination. Schließlich stehen an „Move-Tagen“ viele Mitarbeiter bereit, die genau wissen müssen, wann sie was zu erledigen haben. Die Herausforderung besteht darin, alle zusammenzubringen. Dabei hilft ein detaillierter Umzugsplan, der die Zusammenarbeit der verschiedenen Teams regelt und so die Einhaltung des Zeitplans sicherstellt.

Fazit

Der Anteil der Unternehmen, die Colocation-Rechenzentren nutzen, nimmt stetig zu. Oft ist die Kombination aus On-Premises-IT und Colocation für Unternehmen mit einer großen IT-Landschaft die ideale Lösung. Bei der Verlagerung der IT-Infrastruktur lautet das Ziel, alles möglichst schnell und zuverlässig wieder in den Betrieb zu nehmen. Um den IT-Umzug erfolgreich zu meistern, müssen im Vorfeld wichtige Entscheidungen getroffen werden. Darüber hinaus sollte eine frühzeitige und detaillierte Planung erfolgen.

Über den Autor
Autorenbild
Luis Brücher

Produktmanager für den Bereich Colocation bei Rosenberger OSI

Über die Firma
Rosenberger-OSI GmbH & Co. OHG
Augsburg
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