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Abhängigkeiten von Importtechnologien reduzieren

»Freiheitsenergien« mit Einschränkungen und Unsicherheiten

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Wenn man die Geschichte der Photovoltaik hierzulande in den letzten Jahren verfolgt hat und Fan des Sonnenstroms ist, konnte man sich auf der Fachmesse Intersolar in München vor wenigen Wochen freuen. Die Messe ist inzwischen mit anderen Messen Bestandteil der Energiemesse »Smarter E« und boomt.  

Es wurden neue Rekorde verbucht:  Nach drei Messetagen mit 2469 Ausstellern aus 57 Ländern in 17 Messehallen und einem Außenbereich wurden über 106.000 Besucher aus 166 Ländern gezählt. Das ist ein beachtliches Wachstum und nach dem politisch gewollten Niedergang der deutschen Solarwirtschaft und den Verwerfungen der Coronazeit eigentlich ein positives Signal für die Energiewende und die sog. »Freiheitsenergien«.

Dieser von der FDP in die politische Agenda eingebrachte Begriff beschreibt die angestrebte Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern durch den Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Abhängigkeit von Energielieferanten wie Russland soll so überwunden werden.

Doch diese Unabhängigkeit wird leider durch neue Abhängigkeiten ersetzt. Die Messe hat nämlich auch damit überrascht, wie mächtig die Photovoltaik-Industrie aus China heute auftreten kann. Waren es früher einige Messestände unter vielen anderen, hatten diesmal Anbieter wie Huawei fast ganze Hallen belegt. Die Abhängigkeiten von China sind hinlänglich bekannt: Rohstoffe, Batteriezellen, PV-Module, Speicherchips und vieles mehr zählen dazu.

Durch amerikanische Strafzölle auf chinesische PV-Produkte nimmt der Druck auf den europäischen Markt enorm zu, und in Ermangelung an ausreichenden Fertigungskapazitäten hierzulande ist der PV-Markt auch auf Importe angewiesen. Strategisch agierende Einkäufer achten jedoch darauf, einen ausgewogenen Mix an Lieferanten aufzubauen, um nicht wieder »blank« dazustehen, wenn die nächste Krise um die Ecke kommt.

Eine weitere Möglichkeit, Abhängigkeiten von Importtechnologien zu reduzieren haben einige Hersteller aus der DACH-Region genutzt und Produkte bzw. Systeme entwickelt, die weniger Speicherchips benötigen als bisher. Wechselrichter von Fronius und Speichersysteme von Tesvolt sind hier gute Beispiele.

Für das Elektrohandwerk leiten sich aus dieser Entwicklung einige wesentliche Schlussfolgerungen ab. Viele Kunden nehmen durchaus höhere Kosten in Kauf, wenn Aspekte wie Service­sicherheit, Nachhaltigkeit und ethische Grundlagen dafür eine nachvollziehbare Begründung liefern. Wer als Elektrohandwerker in einem preissensitiven Bereich tätig ist, achtet bei seinen Lieferanten besser darauf, Aspekte wie Qualität, Sicherheit und Serviceleistungen anzufragen.  

In diesem Zusammenhang erfuhr ich auf der Intersolar folgendes: Der TÜV prüft Batteriespeicher in China angeblich unter anderen Kriterien als hierzulande, um sein Siegel zu vergeben. Kommen diese Produkte dann nach Deutschland, wird etwas versprochen, was es so nicht gibt. Auch ein Aspekt, über den es sich nachzudenken lohnt.

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Dipl.-Kommunikationswirt Roland Lüders

Redaktion »de«

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