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Nationale EMA-Fachtagung 2021 (2)

Zentrale Datenbank für das Elektromaschinenbauerhandwerk

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(Bild: bakhtiarzein@Adobe Stock)

zu Teil 1 der EMA-Fachtagung 2021

Projekt »EMA-Maschinendatenbank«

So hat man sich seitens des Zentralverbands der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) dazu entschlossen, eine Datenbank zu schaffen, die folgende Punkte zum Ziel hat:

  • eine nicht herstellerspezifische Plattform zum Austausch, Interpretation und Auswertung von anonymisierten Maschinendaten
  • ein zentraler Zugang mit Schnittstellen zu bestehenden, proprietären Datenplattformen einzelner Hersteller
  • das Dienstleistungs-und Beratungsportfolio des EMA-Handwerks zu digitalisieren und
  • EMA-Betrieben ein digitales Geschäftsmodell an die Hand geben zu können.

Daniel Erdmann, Moderator der Tagung, war es in seinem Vortrag gleich zu Beginn wichtig zu betonen, dass die Ideen als Anregung gedacht sind. Er lud alle Elektromaschinenbauer dazu ein, die Punkte offen zu diskutieren und Rückmeldungen zu geben. Drei Themenbereiche in Bezug auf die Plattform wurden bislang innerhalb des ZVEH erarbeitet:

  • Austausch von Unterlagen: viele Betriebe haben über die Jahre Unterlagen von Maschinen gesammelt, die auch anderen nützlich sein könnten, wie beispielsweise Wickeldaten oder Bauzeichnungen. Nach Meinung von Herrn Erdmann stehen die EMA-Betriebe in Deutschland regional gesehen selten in Konkurrenz zueinander, so dass man den Kollegen keinen Wettbewerbsvorteil verschaffen würde, wenn man diese Daten anonymisiert und frei über die Datenbank zur Verfügung stellt.
  • Erfahrungsaustausch: Ob es diese Tagung ist, andere Verbandsveranstaltungen oder Erfa-Gruppen – der Austausch im Netzwerk ist ein wesentlicher Bestandteil im heutigen Berufsleben. Ähnlich einer Chat-Funktion soll es dem Anwender der Datenbank ermöglicht werden, Fragen zu bestimmten Maschinen-Themen dort zu stellen und Antworten aus dem Forum zu bekommen.
  • Vorbeugende und zustandsabhängige Wartung statt reaktiver Wartung: Kundenbedürfnisse ändern sich dahingehend, dass Maschinen-Stillstandzeiten möglichst gegen Null gehen sollen. Für eine zustandsbasierte Wartung sind Sensoren notwendig, die es in genügender Anzahl gibt. Doch mit der Anzahl der Sensoren steigt auch die Anzahl der herstellerabhängigen Plattformen. Für den Handwerker bedeutet dies, dass er unter Umständen mit zehn oder mehr Plattformen umgehen und einen entsprechenden administrativen Aufwand betrieben muss. Hier soll aus Sicht des Verbandes an einer Lösung gearbeitet werden.

Rolle des Verbands

Ein typischer EMA-Betrieb – mit beispielsweise zehn Mitarbeitern  – hat im Arbeitsalltag kaum oder keine Zeit, sich um Zukunftsthemen wie eine solche Datenbank Gedanken zu machen. Hier sieht der Referent die Innungen, den jeweiligen Landesinnungsverband oder den ZVEH in der Pflicht, als wichtige Partner das Handwerk zu unterstützen und solche Themen entsprechend vorzubereiten. Allerdings, so Erdmann, ist diese Lösung nur im Verbund zu erarbeiten: sind genügend Betriebe bereit, sich einzubringen (siehe Maschinendaten), so ist die Umsetzung des gesamten Projektes viel greifbarer.

Mehrwert für den Nutzer

Der Nutzer von Maschinen hat ebenso Vorteile durch die Datenbank:

  • Leistungsvergleich zwischen Maschinen eines und unterschiedlicher Hersteller oder zwischen Maschinen in gleicher und unterschiedlicher Nutzung an unterschiedlichen Standorten (z. B. Müllheizkraftwerk)
  • die Beteiligung an einem Pilotprojekt ermöglicht die Mitgestaltung der späteren Plattform und Anpassung an die eigenen Bedürfnisse
    Stärkung der Verhandlungsmacht gegenüber Hersteller in Schadenfällen, wenn gleicher Schaden an unterschiedlichen Standorten beobachtet wird und
  • die Stärkung des Handwerks in digitalen Geschäftsmodellen bedeutet auch eine Stärkung der Beratungsleistung durch die lokalen Betreuer.

Vorgehensweise im Projekt

Bild: Heribert Walz, ZVEH-Fachbereich Elektromaschinenbau und Vizepräsident des Fachverbands Elektro- und Informationstechnische Handwerke in Nordrhein-Westfalen
Bild: Heribert Walz, ZVEH-Fachbereich Elektromaschinenbau und Vizepräsident des Fachverbands Elektro- und Informationstechnische Handwerke in Nordrhein-Westfalen

(Bild: privat)

Wie bereits im Interview mit Thomas Bürkle zu lesen ist (vgl. »Gegenwart und Zukunft des Elektromaschinenbauerhandwerks«), gibt es für den Verband noch einige »dicke Bretter zu bohren«. So ist man natürlich auf die Mitarbeit aller angewiesen. Die sogenannten »Stakeholder« sollen an Bord geholt werden. Dazu zählen natürlich die EMA-Betriebe, die Maschinennutzer, industrielle Hersteller sowie die Landesinnungsverbände und der ZVEH.
Der strategische Ansatz ist klar: Man möchte mit dem kleinstmöglichen Projektumfang starten und sich stetig steigern. Dabei geht Qualität vor Quantität. Der Verwaltungsaufwand der schon angesprochenen Sensoren soll berücksichtigt werden. Dazu kommt – als »non plus ultra« – der strenge Blick auf die Datensicherheit, damit niemand Sorge tragen muss, dass mit der Eingabe seiner Daten, Rückschlüsse auf laufende Prozesse in dem jeweiligen Betrieb gezogen werden können.

Fragen an Heribert Walz

Heribert Walz (Bild) ist im ZVEH-Fachbereich Elektromaschinenbau vertreten und Vizepräsident des Fachverbands Elektro- und Informationstechnische Handwerke Nordrhein-Westfalen. Er stand uns am Rande der Tagung für zwei Fragen zur Verfügung.

»ema«: Herr Walz, wie weit ist man inzwischen bei dem Projekt? Konnten neue Unterstützer aus der Industrie und dem Handwerk gewonnen werden?

H. Walz: Der Aufbau einer Datenbank im Bereich »Elektromaschinenbau« macht große Fortschritte und wird von allen Beteiligten mit viel Engagement und Fachkompetenz vorangetrieben. So konnten wir bei der letzten – es war bereits die sechste – Webkonferenz des Fachbereichs Elektromaschinenbau am 12. April 2021 insgesamt 13 Teilnehmer begrüßen. Neben den technischen Beratern vom ZVEH, beziehungsweise aus den Fachverbänden sowie den Fachgruppenleitern, waren hier auch Industrievertreter und Spezialisten aus den Bereichen »IT« sowie »Sensorik« vertreten.

»ema«: Welcher zeitliche Horizont ist für das Projekt vorgesehen?

H. Walz: Durch den Ausfall des bisherigen Projektleiters müssen wir leider eine kleine Zwangspause einlegen. Wir sind aber bereits auf der Suche nach einer Neubesetzung beziehungsweise nach Unterstützung von anderer Seite.

Als nächstes sollten bereits ausgesuchte Projektpartner zusammengeführt und gemeinsam mit ihnen ein Pilotprojekt gestartet werden. Insgesamt sind wir zuversichtlich, an der Datenbank weiterarbeiten zu können, zumal sich alle Beteiligten darüber einig sind, dass diese nicht nur wirtschaftliche Vorteile für unsere Mitgliedsbetriebe und deren Kunden mit sich bringt, sondern auch dazu beiträgt, Ressourcen einzusparen und die Umwelt zu schonen.

»ema«: Herr Walz, vielen Dank für Ihre Zeit und alles Gute für das Projekt!

Fazit

Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen und es gibt noch viel zu tun. Dennoch lohnt sich der Aufwand, denn mit der Zusammenarbeit der genannten Interessengruppen und dem nötigen Blick aller über den eigenen Tellerrand hinaus, kann und wird man viel erreichen sowie – volkswirtschaftlich gesehen – die Stellung des deutschen Elektromaschinenbauerhandwerks stärken und zukunftsfähig machen. Nun liegt es an jedem Einzelnen, den notwendigen Beitrag zu leisten.

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Über den Autor
Autorenbild
Marcel Diehl

Redaktion »de«

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