Home Betriebsführung Betriebsführung Gewerbeversicherungsreport für Kleinbetriebe

Viele neue Herausforderungen

Gewerbeversicherungsreport für Kleinbetriebe

Der Gewerbeversicherungsreport für Kleinbetriebe liefert eine aktuelle Anlayse
Der Gewerbeversicherungsreport für Kleinbetriebe liefert eine aktuelle Anlayse

»Nachdem sich viele Kleinst- und Kleinunternehmer in der Corona-Pandemie im Vergleich zu Konzernen von der Politik vernachlässigt gefühlt haben, wollen sie den Herausforderungen aktiver denn je entgegentreten«, sagt Payam Rezvanian, Geschäftsleitung von Finanzchef24, zur Vorstellung des dritten Gewerbeversicherungsreports. »Die Stimmung ist branchenabhängig unterschiedlich. Viele kleine Unternehmer und Unternehmerinnen eint allerdings eine neue Entschlossenheit und Agilität, nachdem sie sich von der Regierung während der Corona-Krise kaum gesehen oder alleingelassen gefühlt haben«, sagt er. So schaut immerhin gut die Hälfte optimistisch auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten.

Neue Geldpolitik kommt für viele zu spät  

Die Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik kommt für Deutschlands Kleinst- und Kleinunternehmer zu spät. 72 % der Befragten sind der Meinung, dass die Inflation das wichtigste geschäftsbestimmende Thema in den nächsten zwölf Monaten sein wird. Beim letzten Report, der zum Jahreswechsel 2021/22 erhoben wurde, lag die Inflation bei rund fünf Prozent. Damals hatten lediglich 29 % die Inflation als geschäftsbestimmendes Thema auf dem Radar. Eng beziehungsweise direkt verbunden mit der Inflation sind für Unternehmen die höheren Energiepreise, steigende Betriebsnebenkosten und sinkende Konsumausgaben. Entsprechend denken 68 %, dass höhere Energiepreise ihre Geschäftsentwicklung auf Jahressicht beeinflussen werden. 41 % erwarten zudem sinkende Konsumausgaben, die auf den Umsatz schlagen. »Selbst wenn ein Kleinst- oder Kleinunternehmer weniger Energie benötigt als die Industrie, so fressen die horrenden Energiepreise die ohnehin schmalen Margen. Die Kombination mit gleichzeitig nachlassender Nachfrage könnte für einige existenzbedrohlich werden«, fasst Payam Rezvanian zusammen.

Dauerbrenner Lieferkettenprobleme, Corona und Fachkräftemangel  

Nicht mehr ganz so wichtig wie im Vorjahr stufen die Befragten im neusten Gewerbeversicherungsreport die Corona-Pandemie ein. War Covid-19 im Jahr 2021 für 64 % das bestimmende Top-Thema für den Business-Alltag, gehen im Herbst 2022 noch 47 % der Befragten davon aus, dass ihr Geschäft unter der Pandemie leidet oder für einen weiteren Schub sorgt – je nach Branche. Payam Rezvanian: »Corona bleibt für immerhin knapp die Hälfte relevant.«

35 % der Befragten gehen weiter davon aus, dass sich Lieferprobleme auf den Geschäftsbetrieb auswirken. Der Fachkräftemangel rangiert aktuell mit 34 % im Mittelfeld der geschäftsbeeinflussenden Faktoren. Gegenüber dem Vorjahr hat sich das Thema damit noch einmal zugespitzt, spielte es 2021 doch nur für 27 % der Befragten eine Rolle. Ebenfalls im Mittelfeld der Themen zu finden, sind ökologische beziehungsweise Nachhaltigkeitsthemen für 32 % der Befragten.

Newcomer-Thema: teure Kredite

Die geänderte Zinspolitik der Notenbanken hat zudem direkte Auswirkungen auf die Refinanzierung. Ob Geld für die Expansion oder Investitionen: Immerhin 28 % der Unternehmen sehen höhere Zinsen für Darlehen als ein Problem an, das ihre Geschäftstätigkeit beeinflussen wird. »Mehr als jeder vierte Unternehmer erwartet beim Thema Fremdkapital Gegenwind. Unternehmen, die Geld von der Bank benötigen, müssen deutlich mehr dafür zahlen oder scheitern an neuen Risikobestimmungen. Gerade auf Selbstständige mit einem erhöhten Kapitalbedarf kommen schwierigere Zeiten zu«, sagt Rezvanian.

Zwischen Optimismus und Notbremse

Dennoch gibt es Hoffnungsschimmer im kleinen Mittelstand. Laut Umfrage beurteilen zwölf Prozent die mittelfristige Geschäftsentwicklung als sehr gut – Ukrainekrieg, Inflation und Engpässen zum Trotz. 37 % der Befragten erwarten auf Jahressicht eine gute Geschäftsentwicklung. 30 % sind unentschlossen. Mehr als jeder fünfte Kleinst- und Kleinunternehmer hat jedoch nur eine ausreichende oder sehr schlechte persönliche Konjunkturerwartung.

Der Gewerbeversicherungsreport von Finanzchef24 und andsafe zeigt jedoch auch: Hiesige Klein- und Mittelständler haben genaue Vorstellungen, welche Stellschrauben sie trotz oder gerade angesichts der exogenen Faktoren bedienen müssen. »Das Thema Wettbewerbsfähigkeit wird für den Kleinst- und Kleinunternehmer im Herbst 2022 neu ausgelotet. Es zählt nicht mehr allein, mit dem richtigen Produkt zu einem wettbewerbsfähigen Preis am Markt zu sein – sondern überhaupt zu einem Preis liefern zu können«, erklärt Payam Rezvanian.

Ähnlich wie im Vorjahr sieht die Mehrheit in höheren Gewinnen beziehungsweise besseren Margen den wichtigsten Schlüssel, um am Markt zu punkten. Für 43 % der Befragten ist dies die Top-Antwort  (2021: 39 %). Auf dem zweiten Platz der Maßnahmen steht die klassische Außenwerbung für 26 % der Unternehmer (2021: 28 %). Die dritte Stellschraube für mehr Wettbewerbsfähigkeit lautet für circa jeden fünften Kleinst- und Kleinunternehmer (21 %) in Anbetracht der extremen Energiepreise Kostenreduktion durch Einsparungen.  

Jeder Fünfte will schneller und digitaler werden

Auch das Thema Geschwindigkeit gewinnt in Zeiten von Corona, Fachkräftemangel und Knappheit an Fahrt. Es geht für den Mittelstand nicht nur darum, schneller in der Produktionszeit zu sein. Sondern ebenso schneller in Bezug auf sich ändernde Kundenbedürfnisse, agiler in puncto der Arbeitsprozesse sowie aufgeschlossener gegenüber Neuem und Veränderung. Ungefähr jeder fünfte befragte Kleinst- und Kleinunternehmer (19 %) gibt an, seine Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit für mehr Wettbewerbsvorteile erhöhen zu wollen. Die Digitalisierung wollen 18 % vorantreiben. Jeder Neunte will jedoch ebenso seinen Wareneinkauf optimieren. Acht Prozent wollen ihre Lieferantenbeziehungen verbessern, um bei der Beschaffung eher oder schneller zum Zug zu kommen. Drei Prozent denken sogar darüber nach, komplett neue Rohstoffquellen zu erschließen.

Neue Chancen, neue Risiken: viele Selbstständige blauäugig unterwegs

Agilität ist für das unternehmerische Überleben wichtig, birgt laut Finanzchef24 und andsafe jedoch Gefahren. »Denn die Risiken werden umso mehr, je mehr Kleinst- und Kleinunternehmer ihren Wirkradius vergrößern. Dort, wo neue Chancen winken, kann das Nichtwissen um begleitende Gefahren schnell zur existenziellen Bedrohung werden«, sagt Christian Buschkotte, Managing Director bei andsafe. Diese deutlich selbstbestimmteren und an den Krisen der letzten Jahre gewachsenen Unternehmer müssen sich nach Worten des Experten neues Wissen aneignen, wie sie sich und ihre Unternehmung in Zeiten dieser Veränderungsdynamik adäquat schützen können. Welche Absicherungsmöglichkeiten der Gewerbeversicherung es dafür gibt, ist jedoch vielen laut den Zahlen des Gewerbeversicherungsreports nicht klar. Nur rund jeder Dritte bezeichnet seine Kenntnisse als sehr gut oder als gut (34 %). Mehr als jeder Vierte (27 %) sieht erhebliche Lücken. Und 39 % beurteilen ihr eigenes Wissen diesbezüglich als befriedigend. Buschkotte: »Diese Unkenntnis führt ins Risiko. Ein Großteil der Selbstständigen ist kaum aufgeklärt und riskiert täglich seine finanzielle Existenz und Unabhängigkeit durch Nichtwissen.«

Weitere Informationen zum Gewerbeversicherungsreport: https://www.finanzchef24.de/service/studien/report-gewerbeversicherungen-3-2022

www.finanzchef24.de

Newsletter

Das Neueste von
elektro.net direkt in Ihren Posteingang!