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Breitbanddienste und Kabel-TV nehmen zu

Breitbanddienste

 

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Internetdienste über Breitbandnetze Die Modernisierung von Haus- und Wohnungsvernetzungen bedeutet ein Wachstumsmotor für das Elektrohandwerk, insbesondere der Informations- und Kommunikationstechnik. Dies beginnt beim Glasfaserausbau im lokalen Bereich und setzt sich in vielen Fällen bei der Modernisierung der existierenden Verkabelung in Wohngebäuden fort. Zeitgleich steigt der Bedarf an intelligenten Heimvernetzungslösungen, denn die Verbraucher wollen die neuen Möglichkeiten des Internets, vor allem TV und interaktive Dienste am besten überall genießen. Der Markt verändert sich. Auch wenn die Verbraucher erst langsam die neuen Dienste Möglichkeiten entdecken, das Handwerk muss sich in jedem Fall rechtzeitig darauf einstellen. Wie diese Veränderungen und mögliche Konsequenzen aussehen können, zeigt diese aktuelle Bestandaufnahme.

Klassisches Fernsehen bleibt Nummer 1

Eines vorweg, wer glaubt, das klassische Fernsehen befindet sich vor dem Internet auf dem Rückzug, befindet sich im Irrtum. In den vergangenen Jahren ist der TV-Konsum sogar leicht gestiegen und befindet sich mit durchschnittlich 3 h und 41 min am Tag je Haushalt auf einem sehr hohen Niveau, wie der Verband VPRT der privaten Rundfunk und Telemedien Mitte Februar 2014 gerade meldete. Die Führungsrolle des Fernsehens wird auch in fünf Jahren bestehen bleiben, so eines der Ergebnisse der von Eutelsat in Auftrag gegebene Studie »Fernsehvisionen«. Die jüngste Untersuchung »Wie smart ist die Konvergenz? Markt und Nutzung von Connected TV« im Auftrag der Medienanstalten bestätigt dies. Das lineare Fernsehen (Programmangebot der Fernsehsender über herkömmliche Wege wie Sat und Kabel)  ist auch in vernetzten Haushalten in Deutschland noch tonangebend. Zwar nehme die Zahl der mit dem Internet verbundenen Fernseher und die Nutzung ihrer »smarten« Funktionalitäten zu, die tatsächliche konvergente Nutzung hinke trotz des vorhandenen Potenzials aber der Diskussion nach wie vor noch hinterher, so die Medienanstalten. Das lineare Fernsehen bilde weiterhin den Einstieg in einen alltäglichen Abend im Wohnzimmer.

IPTV legt deutlich zu

Unabhängig von der TV-Nutzungsdauer hat sich das Internet in Deutschland längst neben den traditionellen TV-Übertragungswegen Kabel, Satellit und Antenne fest etabliert. Entertain der Deutschen Telekom und IP-basierte TV-Angebote der City Carrier gewinnen an Boden. Laut den jüngsten Zahlen von TNS Infratest nutzten im Dezember 2013 mit steigender Tendenz bereits 1,46  Mio.von 38,46 Mio. TV-Haushalten das Internet als ersten Empfangsweg fürs Fernsehen (Tabelle1).

TabelleTabelle 1: TV-Empfang in Deutschland gesamt (Erstempfang Dezember 2013)
TabelleTabelle 1: TV-Empfang in Deutschland gesamt (Erstempfang Dezember 2013)

Unabhängig vom Empfangsweg gilt HDTV als wichtigster Impulsgeber im digitalen Fernsehmarkt und auch bei Downloads von Videoinhalten im Internet. Ende 2013 setzten bereits 14 Mio. Haushalte auf das hochauflösende Fernsehen. Ein besonders starkes Wachstum mit 104,3 % auf rund eine Miio. Haushalte gegenüber dem Vorjahr verzeichnet dabei der Empfangsweg Internet und dürfte damit erst am Anfang stehen ­(Tabelle2).

Tabelle 2: HDTV-Haushalte in Deutschland
Tabelle 2: HDTV-Haushalte in Deutschland

Second Screen vor SmartTV

Neben dem hochauflösenden Fernsehen bestimmt die rasche Verschmelzung von Internet und Fernsehen den Markt. Immer mehr Haushalte setzen auf einen Flachbildfernseher mit Internetanschluss. Fachleute schätzen, dass sich aktuell schon mehr als 14 Mio. dieser auch SmartTV genannten Geräte in den deutschen Wohnstuben befinden. Olympia in Sotschi und die Fußball-WM in Brasilien haben den Handel als starke Treiber des weiteren Wachstums dieser vielseitigen Geräte angetrieben.

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Bei den Haushalten, die diese Geräte tatsächlich anschließen, gibt es allerdings noch sehr hohe Potentiale, wie verschiedene Marktstudien zeigen. Beim Verbraucher sind die neuen Möglichkeiten in der Mehrzahl noch gar nicht bekannt. Dies bietet Handel und Handwerk sehr große Chancen, Verbrauchern die neuen Möglichkeiten direkt im Geschäft zu präsentieren und vor allem auch später dann zuhause zu installieren. Die schon erwähnte Studie der Medienanstalten kommt dann auch zum Schluss, dass SmartTVs bei interaktiven Dienste im Wohnzimmer noch nicht die Führungsrolle zukommt, da viele Anwendungen auf den Geräten von den aktuellen Nutzern nicht angenommen, sondern eher auf Second Screens (Zweit-Fernseher) genutzt werden. Plattformübergreifende Anwendungen, wie ein Tablet oder Smartphone in Verbindung mit dem großen Bildschirm, würden den Nutzerbedürfnissen im Wohnzimmer in vielen Anwendungsfällen derzeit am besten gerecht (Bild1). Wie verbreitet Smartphones in Deutschland sind meldete der Verband Bitkom. Dieser erwartet für 2014 einen Absatz von 30 Mio. Stück.

Breitbandausbau auf gutem Weg

Um die attraktiven hochauflösenden Inhalte in die Haushalte zu bringen, benötigt man schnelle Breitbandanschlüsse. Minimal 6 Mbit/s gelten hier als Einstieg für den Empfang von HD-Inhalten auf dem Flachbildschirm. Pro Gerät wohlgemerkt, denn in vielen Haushalten nutzen Familienmitglieder weitere Fernseher und mobile Endgeräte zeitgleich . Für zwei Drittel der deutschen Haushalte stehen über Kabel- und IP-Netze heute bereits theoretisch schon 100 Mbit/s und mehr zur Verfügung. Insgesamt stehen Kabel und Docsis 3.0 für 74 % dieser höherbitratigen Anschlüsse. Zugleich entscheiden sich über mehr 70 % der Breitbandneukunden inzwischen für einen Kabel- oder IP-Netzbetreiber.

Verbraucher zögern noch

Bild 2: Breko, der Bundesverband Breitbandkommunikatio
Bild 2: Breko, der Bundesverband Breitbandkommunikatio

Allerdings nutzen die Verbraucher die neuen Möglichkeiten noch nicht so richtig. So ­setzen rund die Hälfte der 28,5 Mio. Breitbandhaushalte in Deutschland laut dem Verband VATM weiter auf Anschlüsse mit Maximalgeschwindigkeiten von 6 Mbit/s. Auch das durchschnittliche Datenvolumen pro Anschluss wächst seit Jahren überschaubar und bewegt sich derzeit bei etwa 15 GB. Doch man sollte sich von den Zahlen nicht täuschen lassen, denn hier gibt es eine breite Diskrepanz zwischen den jüngeren und älteren Generationen. Nur zum Vergleich, das Herunterladen einer eines Blu-Ray-Films entspricht zwischen 8GB und 10 GB. So erreichen Familien mit Kindern rasch das Zehnfache oder mehr des deutschen Durchschnittsnutzers.

Impulse für Glasfaser

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Während in den Ballungsräumen ein gnadenloser Geschwindigkeitswettbewerb der Infrastrukturen herrscht, lautet die für den Standort Deutschland eigentlich wichtige Frage, wie sich das Breitband in die Fläche bringen lässt. Wie dies geht zeigen die Mitglieder des Breko-Verbandes (Bild 2). Diesem gehören inzwischen laut Geschäftsführer Dr. Stephan Albers über 100 Betreiber von Stadtnetzen an, die auf Glasfaser setzen. Alleine diese City-Carrier werden in den kommenden vier Jahren 9 Mrd. € dezentral in den Glasfaserausbau investieren und damit 11,3 Mio. zusätzliche Unternehmen und Haushalte mit schnellen Internetzugängen versorgen können. Die meisten dieser City-Carrier sind Tochtergesellschaften von Energieversorgungsunternehmen und Stadtwerken mit fester Verankerung in ihren jeweiligen Regionen. Daher ist zu erwarten, dass lokale Handwerksbetriebe von diesen Investitionen signifikant profitieren. Zugleich verschwimmen laut ANGA-Geschäftsführer Dr. Peter Charissé (Bild3) die Unterschiede zwischen den lokalen Kabel- und Stadtnetzbetreibern, da sich Technik und Produkte immer mehr annähern. So gelangt die Glasfaser zunehmend über zwei unterschiedliche Infrastrukturbetreiber ans und ins Haus

Wohnungswirtschaft

Mit dem Heranrücken der Glasfaser ans Haus sind Nachfolgeinvestitionen gerade seitens der Wohnungswirtschaft zu erwarten, die 14 Mio. Haushalte mit TV und Internet versorgen muss. Mieter wollen die Vorteile ihrer internetfähigen Geräte ausschöpfen. ­Eine gute Medienversorgung gilt als wichtiger Faktor der Mieterbindung im Wettbewerb Da in vielen Wohnobjekten die Verkabelungsinfrastruktur veraltet ist, herrscht ein hoher Aufrüstbedarf, um die Gebäude auch tatsächlich fit für die neuen Möglichkeiten zu machen.

Innovative Dienste

Bild 4:
Bild 4:

Durch die Übernahme von Kabel Deutschland seitens Vodafone, T-Entertain der Deutschen Telekom und Innovationen wie den angekündigten Start eines IPTV-Produkts des Eutelsat KabelKiosk mit umfassenden Multiscreen-Funktionalitäten wird die Bedeutung geeigneter und für die Verbraucher attraktiver Medienangebote für den Breitbandwettbewerb rasch zunehmen. Dies bestätigten kürzlich zahlreiche Fachleute während der Konferenz »Neue Netze – neue Programme, neue Dienste?« (Bild4) der Deutschen Medienakademie und von Eutelsat. Gerade auch kleinere Netzbetreiber sind auf innovative Dienste angewiesen. Hier erwarten Marktkenner wie Matthias Kurth, CEO Cable Europe, Partnerschaften mit innovativen Plattformbetreibern, die nicht nur die vielen kleineren Netzbetreiber in zentralen Fragen wie attraktive Inhalte, technische ­Lösungen und Weiterverbreitungsrechte aus einer Hand entlasten können. Hinzu kommt die rasant wachsende Verbreitung mobiler Endgeräte wie Tablet, Smartphone und Co, über die TV- und Videoinhalte mobil abgerufen werden. Dies zwingt Netzbetreiber zum handeln, denn deren heutige und potentiellen neuen Kunden erwarten Komplettangebote (Bild5), mit ­denen sie zuhause und unterwegs lineare und non-lineare Inhalte auf dem Second Screen nutzen können.

Integrierte Angebote

Bild 5:
Bild 5:

Angesichts des rasch wachsenden Angebots von professionellen und auch selbst produzierten Inhalten über das Internet, die zunehmend den Medienkonsum entscheidend prägen, steigt auf Seiten der Netzbetreiber der Bedarf an geeigneten Antworten. So scheint der bundesweite Start von Netflix, der immerhin heute schon in den USA rund ein Drittel des Internetverkehrs auf sich vereinigt, noch in diesem Jahr anzustehen. Hinzu kommen Anbieter wie youtube, Vimeo, tmblr und andere, die schon längst das Medienverhalten der jüngeren Generationen verändert haben. Vor diesem Hintergrund stellt sich für Netzbetreiber gar nicht mehr die Frage, ob sie diese Inhalteflut durch die großen Anbieter in ihren Netzen eingrenzen oder limitieren sollen. Die Kabel- und IP-Netz-Zugangsplattformen werden die Angebote dieser OTT-Player in ihr Angebot integrieren müssen, weil die Kunden dies letztlich erwarten. Ein erfolgreiches Geschäftsmodell könnte daher ein Angebot »Alles aus einer Hand« sein. Dies erfordert seitens der Netzbetreiber die Integration von OTT-Diensten in seine technische Zugangslösung und dies in Kombination mit eigenen attraktiven Angeboten.

IPTV-Komplettprodukte

Bei reinen IPTV-Angeboten, die nur das aktuelle TV-Angebot abbilden wird es nicht bleiben. So rät Jürgen Magull, Direktor Vertrieb und Distribution beim Eutelsat KabelKiosk, Netzbetreibern, bei TV- und Videoangeboten dringend mit dem Wettbewerb Schritt zu halten. Der Markt entwickelt sich in Richtung umfassende und flexible technische Plattformen. Sehr wichtig ist es für Netzbetreiber, für seine Kunden unterschiedliche Distributionswege wie DVB, IPTV und OTT zu unterstützen und miteinander zu verknüpfen. Eutelsat startete hierzu im Mai 2014 zur Messe Anga Com ein schlüsselfertiges IPTV-Vorleistungsprodukt, das den Signalempfang, die Signalbereitstellung, die Verschlüsselung sowie das Rechtemanagement umfasst. Den Kunden der Netzbetreiber stehen dann zur Nutzung über ihre fixen und mobilen Endgeräte ein umfangreiches HD-Angebot, Multiscreen-Funktionalitäten in einem bisher im deutschen Markt nicht gekannten Umfang, ein sehr großes Video on Demand Angebot sowie vielfältige Fremdsprachen- und Pay-TV-Pakete bereit.

Hausvernetzung

Die neuen IPTV-Komplettangebote mit ihren vielen bisher nicht gekannten Möglichkeiten erfordern auch auf Nutzerseite Investitionen in die Heimvernetzung. Wer diese mit seinem SmartTV oder mit HbbTV-fähigen Receivern aufgerüsteten Flachbildfernsehern sowie mobilen Endgeräten voll nutzen will, benötigt neben einem leistungsstarken breitbandigen Anschluss an das Internet auch innerhalb des Hauses oder der Wohnung eine entsprechende Verkabelung oder ein geeignetes WLAN. Geeignete Lösungen für sichere Highspeed-Verbindungen für Multimediadienste im ganzen Haus sind etwa Powerline-Systeme, wie Michael Eberle, Leiter Marketing und Vertrieb Handel Inland bei Wisi betont. Der Fachverband Satellit & Kabel geht allein bei entsprechenden Systemen von einem Marktpotential von 150 Mio.€ aus.

Fazit

Das Fernsehen bleibt nach wie vor Deutschlands beliebtestes Medium. Es wird nicht vom Internet verdrängt sondern es gibt eine Parallelnutzung über den Second Screen. Fernsehen über das Internet benötigt leistungsstarke Netze. Der innovative Netzausbau schreitet vor allem durch die Initiativen der Kabel- und IP-Netzbetreiber voran. Inhalte und Dienste für die neuen Datenautobahnen gibt es auch. Das sich rasch Richtung Internet verändernde TV-Nutzungsverhalten zwingt Netzbetreiber mit ihren Angeboten entsprechend zu folgen. Das Fernsehen der Zukunft findet nicht mehr ausschließlich auf den herkömmlichen TV-Geräten sondern heute schon auf mobilen Endgeräten statt. Handwerks- und Installationsbetriebe sollten sich rasch darauf einstellen, denn wenn erst einmal die Masse der Haushalte die sich bietenden neuen Unterhaltungsdienste und den Nutzen der Breitbandnetze erkennen, dürfte es einen nachhaltigen Nachfrageboom nach entsprechenden Anbindungs- und Vernetzungsmöglichkeiten in den Wohngebäuden geben. Da hier zunehmend Glasfaser zum Einsatz kommt und diese Schritt für Schritt in die Wohnungen gelangt, sollten sich Betriebe rechtzeitig mit der notwendigen Technik befassen, um davon zu profitieren und sich interessante, zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen.

Glossar

  • Non-lineares Fernsehen: Die Kombination von klassischem Fernsehen und Video on Demand Dienste (Abrufen von Fernsehsendungen)
  • DOCSIS: Rückkanaldienste in BK-Netzen für Interaktive Funktionen
  • IPTV: Fernsehdienst mit Zugang über das Internet
  • Second Screen: Nutzung eines zweiten Bildschirms, z.B. über einen Tablet-PC
  • OTT: Der Begriff Over-the-top content bezeichnet die kostenlose Online-Übermittlung von Video- und Audioinhalten. Der Internet-Provider kontrolliert nicht die Verbreitung dieser Inhalte. Eine Registrierung ist in aller Regel nicht erforderlich.

Am 25. September 2014 veranstaltet »de« im Kongresszentrum des Süddeutschen Verlages in München eine ganztägige Fachtagung zum Thema »Multimediatechnik-Lösungen für das Elektrohandwerk und die Gebäudeplanung«. 

Über den Autor
Autorenbild
Thomas Fuchs

Geschäftsführer Fuchs Media Consult GmbH, Gummersbach

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